Autorin:
Seit der Adventskalender an der Wand hängt und jeden Tag ein Türchen geöffnet werden darf, hält es die kleine Maren fast nicht mehr aus. Jeden Tag fragt sie einmal, zweimal und mehr: „Wann ist endlich Weihnachten?"
„Noch vierundzwanzig Tage!" hat Papa zuerst gesagt.
Doch Maren dauerte es noch viel zu lange.
„Die letzten Tage dauern am längsten!" sagte Papa und nahm Maren auf seinen Schoß. „Das ist nun leider einmal so!"
Er zählte noch einmal die Tage an Marens Fingern ab, aber es wurden nicht weniger.
„Du mußt jeden Tag auskosten!" meinte Mama.
„Dann ist jeder Tag ganz besonders schön!" „Wie macht man das? Auskosten?" fragte Maren.
„Ganz einfach!" lachte Mama. „Man muß sich ganz doll über jeden Tag freuen. Und dann schmeckt der Tag so gut wie Erdbeereis!", sagte Mama und holte das Glas mit der Himbeermarmelade, die Maren so gern aß. Und Maren durfte einen Finger nach dem anderen in die Marmelade stecken und ablecken. Zehn Tage waren noch bis Weihnachten, und zehnmal durfte Maren Himbeermarmelade kosten.
„Schade!" sagte Papa. „Morgen sind es nur noch neun Tage! Ein Finger weniger!" „Morgen ist Erdbeermarmeladetag!" lachte Mama.
„Und ich darf morgen wieder mit allen Fingern kosten?" fragte Maren und begann sich schon ein bißchen auf morgen zu freuen.
„Nur noch mit neun Fingern!" sagte Mama. „Jeden Tag ein Finger weniger!"
„Und wenn alle Finger weg sind?" fragte Maren.
„Dann nehmen wir den kleinen Löffel!"
Doch da schüttelte Mama lachend den Kopf.
„Dann ist endlich Weihnachten!" [1]
Geht es Ihnen auch wie der kleinen Maren? Viele können es kaum abwarten, freuen und feiern den Advent. Anderen graut es, denn der Advent heißt viel Arbeit, letzte Erledigungen vor den Feiertagen, Geschenke müssen gekauft werden. Lange Listen. Aber so oder so ist der Advent eine Zeit des Wartens und Erwartens, die man sich mit einer Überraschung jeden Tag natürlich versüßen kann. Und wenn man keine Zeit oder Muße hatte diese kleinen Überraschungen zu basteln oder kaufen, dann gibt es vielerorts Abhilfe: Den Dorfkirchenadventskalender! Da gibt es in Dorfkirchen in vielen Regionen abends kleine Andachten oder Konzerte. Eine davon ist der Spreewald. Ich habe mit der Pfarrerin Ulrike Garve gesprochen, die den Dorfkirchenadventskalender dort mitorganisiert:
Ulrike Garve
Dorfkirchen Adventskalender heißt, dass wir an den Wochentagen montags bis freitags abends um 18:30 für eine halbe Stunde eine Dorfkirche öffnen. Mit Programm, mit Musik, mit Liedern, Gedichten. Das ist ganz unterschiedlich, was da vor Ort vorbereitet wird. Manche, bei manchen gibt es dann abends noch eine Tasse Glühwein oder einen Keks oder einen Tee. Also das sind alles Dorfkirchen. Wir haben ganz bewusst die Kirchen in den Städten ausgespart.
Jetzt kann man lachen. Es sind ja alles Kleinstädte, aber alles, was wirklich Dorfkirche ist. Und wir, das sind natürlich die Hauptamtlichen in der Region, aber auch die Ehrenamtlichen, die sich dieser einen Kirche jeweils zugehörig fühlen. Die sagen: Ich freue mich, dass da im Advent was passiert, und da habe ich Lust mitzumachen.
Musik: Detlev Jöcker – Was kann in diesen Tagen?
Autorin:
Nur noch neun Tage, dann ist Heilig Abend und nur noch acht gefüllte Türchen an meinem Adventskalender. Heute waren bei mir ganz viele Maronen im Türchen, und bei Ihnen? Haben Sie einen Adventskalender mit Schokolade oder lauter kleinen Überraschungen? Falls nicht, machen die Dorfkirchen in Brandenburg für die Menschen in der Region Adventskalender. Da gibt es jeden Tag eine andere Dorfkirche mit Musik, Lesung oder Adventstee zu entdecken. Besonders die Lausitz ist dort gut vertreten, neben den Dorfkirchen um Lübbenau haben auch die Dorfkirchen um Luckau ein buntes Programm für den Advent zusammengestellt, erzählt Pfarrerin Annegret Gehrmann:
Annegret Gehrmann
Dorfkirche Adventskalender der Zeit 2015 und haben für den ganzen Bereich zwischen Luckau und unseren Pfarrbereich angefangen. Das hat eigentlich alles wunderbar funktioniert, bis Corona kam und dann mussten wir aussetzen und dann ist leider 2022 mein Mann tödlich verunglückt. Der einer der aktiven Pfarrer war, weswegen es nochmal eine Pause gab. Und in diesem Jahr haben wir uns entschieden. Wir versuchen es einfach wieder und also alles, was rund um Luckau liegt und in diesem Bereich gehört.
Autorin:
Da bekanntlich auch Berlin ein Dorf ist, gibt es selbst dort einen Dorfkirchenadventskalender zu finden. In einer der ältesten noch erhaltenen Dorfkirchen Berlins. Der Dorfkirche Schmargendorf. Eine der Organisatorinnen ist...
Tina Bäcker
Mein Name ist Tina Bäcker. Ich bin im Gemeindekirchenrat und im richtigen Leben bin ich Flötistin an der Deutschen Oper Berlin.
Autorin:
Tina Bäcker gestaltet selbst den heutigen Abend in Schmargendorf mit Texten zum Schmunzeln und Flötenmelodien, zusammen mit einer Studentin und anderen Kollegen gestaltet sie die Adventskalendertürchen.
Tina Bäcker
Für den Adventskalender hier in unserer Dorfkirche in Schmargendorf gibt es jetzt das dritte Jahr. Initiiert wurde er vor drei Jahren von unserer damaligen Vikarin Denise Völlmer. Da hat sie hier diesen Adventskalender gestaltet und hat so ein Konzept, nach dem dann so ein Abend ablaufen soll, entworfen. Das ist auch weitgehend so geblieben.
Es gibt im Advent vom 1. Dezember bis zum 23. Dezember jeden Abend um 18:00 eine kleine Andacht. Die dauert maximal 30 Minuten. An manchen Abenden wird danach noch ein Punsch angeboten und dann kommt so eine richtige Stimmung bei uns auf.
Musik: Darlene Love – Christmas
Autorin:
Der Advent ist die Zeit des Erwartens in den Kirchen. Man bereitet sich auf das Fest der Geburt Jesu Christi, Weihnachten, vor. Das kann ganz unterschiedlich aussehen. In Kirchen wird heute der Spruch einer Prophezeiung gelesen, die ist vom Propheten Jesaja ist: „Bereitet dem HERRN den Weg, denn siehe, der HERR kommt gewaltig.“ (Jes 40,3.10) Es deutet an, dass wir in den letzten Zügen sind, in den letzten Tagen vor Weihnachten. Nur noch acht Marmeladenfinger würde es die kleine Maren wohl nennen. Man kann es an zwei Händen abzählen.
Wer nicht warten will, kann in der Dorfkirche Schmargendorf zu dem allabendlichen Adventskalendertürchen gehen. Tina Bäcker erzählt, was man dort erwarten kann:
Tina Bäcker
Es ist ganz unterschiedlich. Eigentlich ist für jeden was dabei. Es gibt Abende für Kinder, da wird mal gebastelt, Adventslieder gesungen. Da gibt es ein Krippenspiel mit Schülern der benachbarten Grundschule. Manchmal kommt der Chor von dieser Grundschule. Oder Musiker kommen und spielen. Es wird mal eine Geschichte gelesen. Es gibt eine Autorenlesung in diesem Jahr, die ihr neues Buch vorstellt mit Weihnachtsgedichten und dazu Klaviermusik.
Autorin:
Der Dorfkirchenadventskalender um Lübbenau geht morgen wieder los, erzählt Pfarrerin Ulrike Garve:
Ulrike Garve
Der Dorfkirchen Adventskalender ist ganz bewusst auf die Wochentage gelegt, weil die Advents Wochenenden sind oft schon so voll. Es gibt viele Konzerte, viele Weihnachtsadvents Märkte, wo die Leute hingehen, dass wir was gesucht haben, wo man den Advent feiern kann unter der Woche. Und so ist zum Beispiel am Montag, dem 16. Dorfkirchen Adventskalender in Buckow und da wird die Orgel erklingen, es wird Adventsliedersingen geben und ich bin mir ganz gewiss am Ende auch noch Zeit für Gespräch zum Kirche angucken. In Buckow hängt ein wunderbarer Taufengel von der Decke. Einfach mal etwas sehen, was man im Alltag nicht sieht.
Autorin:
Die Dorfkirche putzen sich raus. Es ist wird hell in den Dorfkernen, wo vielleicht nicht jede Kirche mehr in Benutzung ist. Das soll sich jetzt im Advent ändern, da wird eine Dorfkirchen nach der anderen, besonders in der Lausitz, zum Leben erweckt und alle sind eingeladen. Pfarrerin Annegret Gehrmann ist das ein besonderes Anliegen:
Annegret Gehrmann
Aber ich finde es trotzdem wichtig, weil man eine gewisse Toleranz erreicht, weil man zeigen kann, wer man ist. Dass wir alle nur ganz normale Menschen sind und uns freuen, wenn andere zu uns kommen. Dass man sich bei uns wohlfühlen kann und eben auch die Angebote getrost wahrnehmen darf. Die vielleicht nicht unbedingt Gottesdienst sind, sondern alles andere. Es kann jeder kommen, der mit Musik oder Geschichten oder womit auch immer was anfangen kann. Wir hatten gerade gestern hier in Langengrassau den Vorleseabend und es waren mehrere Frauen dabei, die so etwas noch nie erlebt hatten und die nach die beiden nach Hause gehen sagten: „Sie müssen das jetzt erst mal sacken lassen und erst mal gucken, was dieser Abend mit ihnen macht.“ Man muss sich drauf einlassen und dann sieht man, ob das für einen was passt, wie es ankommt.
Autorin:
Wie das ankommt, kann man heute Abend sehen beim 28. Adventsliedersingen in der St. Nikolaikirche in Luckau. Oder morgen beim nächsten Adventskalendertürchen in der Dorfkirche in Buckow. Wer also noch kein Adventskalendertürchen öffnen durfte in diesem Jahr, hat hier nochmal die Chance sich überraschen zu lassen. Die Dorfkirchen laden sie ein, alle dürfen kommen, sagt auch Pfarrerin Ulrike Garve:
Ulrike Garve
Also das ist immer eine total bunte Mischung an Menschen, die zu den Dorfkirchen Adventskalender Türchen kommen. Wir haben natürlich ein großes Stammpublikum, was irgendwie jedes Jahr kommt, was versucht alle Türchen, alle Dorfkirchen zu besuchen. Wir haben natürlich auch Kerngemeinde, die kommen oder Menschen, die nur kommen, wenn es in ihrem eigenen Dorf stattfindet. Und wir haben aber mittlerweile auch so relativ viele Menschen, die vielleicht noch Weihnachten in die Kirche gehen. Aber sonst gar nicht. Die sagen, das ist ein schönes Format, das gefällt mir, da gehe ich hin. Der Dorfkirchen Adventskalender ist für alle offen. Man muss sich halt nur auf den Weg machen. Es kostet auch keinen Eintritt. Neugier sollte man mitbringen.
Musik: Kelly Clarkson – Underneath the Tree
[1] Nach: „Tage, süß wie Marmelade“ von Rolf Krenzer, in: Mein erstes Vorlesebuch der Adventszeit. Hg. Sabine Schuler, Ravensburger Buchverlag, Ravensbugr 1993.