Das Bild zeigt ein glückliches Paar, das sich umarmt und küsst. Bunte Konfetti fallen um sie herum, während sie den Moment genießen. Im Hintergrund sind herzförmige Dekorationen sichtbar. Es herrscht eine festliche, romantische Atmosphäre. Das Bild zeigt ein glückliches Paar, das sich umarmt und küsst. Bunte Konfetti fallen um sie herum, während sie den Moment genießen. Im Hintergrund sind herzförmige Dekorationen sichtbar. Es herrscht eine festliche, romantische Atmosphäre.
Das Bild zeigt ein glückliches Paar, das sich umarmt und küsst. Bunte Konfetti fallen um sie herum, während sie den Moment genießen. Im Hintergrund sind herzförmige Dekorationen sichtbar. Es herrscht eine festliche, romantische Atmosphäre.
29.06
2025
08:40
Uhr

Hochzeitssommer

mit Kirche auf der Torte

Ein Beitrag von Viktoria Hellwig

Daniela&Christian

Daniela: Wir sind heute hier, weil wir im letzten Jahr kirchlich geheiratet haben, im Jahr davor standesamtlich. Und mein Mann dann dieses Jahr meinte, ach Schatz, dass ist ja doof, dass wir im Juni gar nicht heiraten. Was machen wir denn da eigentlich dieses Jahr im Juni? Und dann habe ich mir gedacht, als Überraschung zum Hochzeitstag heiraten wir noch mal!

Christian: Ja, ich bin total überrascht, weil ich wusste bis eben nichts davon. Ich bin mit verbundenen Augen hier hingefahren worden und so fühle ich mich jetzt auch. Und lass das mal hier so alles auf mich zukommen, bin aber eher positiv überrascht. Es hätte schlimmer kommen können.

Autorin
Das waren Daniela und Christian. Sie ließen sich am 21. Juni noch einmal den Segen geben in der Hoffnungskirche Pankow, beim Hochzeitssommer der evangelischen Kirche. Ich war bei ihnen zu Gast und habe vor Ort die Paare und Mitwirkenden gesprochen. Ganz unterschiedlich waren die Motivationen der Paare, einige haben schon länger daran gedacht sich noch einmal das Ja-Wort zu geben und andere haben ihre Partner überrascht, so wie Daniela. Sie wollen ihre Verbindung einfach feiern – ganz ohne großen Aufwand. Und der Hochzeitssommer der evangelischen Kirche macht genau das möglich: eine Segensfeier für die Liebe – offen, persönlich und herzlich. An sieben besonderen Orten in Berlin laden evangelische Gemeinden von Mai bis September Paare ein – ganz gleich, ob frisch verliebt, seit Jahren zusammen, verheiratet oder nicht. Es geht um die Menschen, um die Verbindung, um einen Moment des Innehaltens. Was das genau es heißt, habe ich Pfarrerin Ulrike Treu gefragt:

Ulrike Treu
Wir feiern Hochzeiten. Segenshochzeiten nennen wir das. Man kann einfach kommen und sich segnen lassen. Seine Beziehung, seine Ehe, seine Liebe. Wir haben bereits Stand heute sieben angemeldete Trauungen, davon einige Jubiläen. Einige Menschen, die sagen: „Wir sind schon seit 20, 30 Jahren verheiratet und irgendwie möchten wir jetzt uns gerne noch mal segnen lassen.“ Das ist möglich. Es gibt auch Leute, die sagen „Oh, kirchliche Hochzeit, das wollten wir auch immer. Aber Corona oder Kinder oder irgendwas kam dazwischen und dass wir wollen das uns ist es wichtig.“ Oder die sagen: „Nach einer krisenhaften Erfahrung in Ihrer Beziehung möchten Sie gerne noch einmal gemeinsam vor den Altar treten und das gerne mit kirchlichem Segen.“

Autorin
Das Besondere an den Segenshochzeiten ist: Man kann einfach vorbeikommen, das sagt Pfarrerin Ulrike Treu, ganz ohne Anmeldung. Das ist eine Besonderheit, denn Hochzeit bedürfen sonst frühzeitiger Planungen und Anfragen. Das soll hier aber nicht so sein. Kurz, aber persönlich soll es sein. Die Segensfeiern dauern rund 30 Minuten, oft begleitet von Musik, individueller Ansprache und einer liebevollen Atmosphäre. Und wer möchte, kann sich sogar in ein Kirchbuch eintragen lassen. Aber bekommt man denn nun Segen oder ist es eine Hochzeit? Pfarrerin Treu:

Ulrike Treu
Also Hochzeit ist immer Segen. Segen ist nicht immer eine Hochzeit, eine Trauung als kirchenrechtliches Ding braucht gewisse Voraussetzungen. Und wenn die erfüllt sind, dann kann man das natürlich auch eintragen lassen im Kirchenbuch. Aber es gibt Menschen, für die spielt das jetzt vielleicht nicht so eine Rolle, sondern da geht es wirklich nur um diesen Moment des „Gesegnetwerdens“ und Weitergehens tatsächlich. Es richtet sich an alle Person, es gibt keine Voraussetzungen dafür. Die einzige Voraussetzung ist die Liebe der Menschen zueinander.

Musik: John Paul Young - Love Is In The Air (1978) 

Autorin

Manche Paare sagen: Wir brauchen kein großes Fest – wir wissen auch so, dass wir zusammengehören. Und trotzdem… so ein Moment, der ganz bewusst sagt: Du und ich – wir zwei, das ist was Besonderes. – der kann viel bedeuten. 

Der Berliner Hochzeitssommer lädt genau dazu ein: An sieben Orten in der Stadt gibt es von Mai bis September Segensfeiern für alle, die ihre Liebe feiern möchten. Ohne Trauschein, ohne Kirchenmitgliedschaft, ganz unkompliziert – aber mit Herz. Und ja, manchmal sogar mit Lieblingslied, Musik und kleinen Überraschungen.
Am 21. Juni holte sich die Hoffnungskirche die Fête de la musique vor ihre Tür, und segnete ab 14 Uhr einige Paare. Das erste Paar, das ich dort traf, war schon seit über 40 Jahren verheiratet: 

Paar
Und wir sind heute hier, um unserer Liebe noch einmal Nachdruck zu verleihen. Und wir haben geheiratet im Standesamt und nicht in der Kirche. Und 40 Jahre sind wir verheiratet. Also im 41. Jahr. Im September sind es 41 Jahre.

Ja, wir haben in Pankow geheiratet, im Rathaus Pankow damals. Und dieser Hochzeitssommer wurde ja an verschiedenen Orten angeboten. Und da war wieder Pankow. Da haben wir gesagt, dann machen wir das – wieder hier in Pankow. Da wohnt auch noch eine Freundin hier, nen Neffe hier. Also wir sind mit Pankow schon ein bisschen verbunden und deshalb. Wir machen das ganz genauso wie das standesamtliche. Nur für uns allein. So war das damals auch. Wir machen danach nach uns noch einen schönen Tag, gehen zusammen essen. Das war's. Wir konnten es damals nicht. Da wurde uns das verwehrt mehr oder weniger kirchlich zu heiraten. Und jetzt haben wir so ein zweites Leben mit mehr Gesundheit. Und jetzt wollen wir das feiern. Wie gesagt, unter Gottes Segen.

Autorin
Verbundenheit zum Ort und Gottes Segen, das brachte viele Paare am 21. Juni nach Pankow. Neben der Hoffnungskirche gibt es noch sechs andere Locations, also Kirchen. Wie war der Prozess die Kirchen dazu zu finden? Das habe ich die Initiatorin des Hochzeitssommers gefragt: Johanna Friese vom Segensbüro in Berlin-Neukölln.

Johanna Friese
Mitmachen konnten dann einfach alle Kirchen, die gesagt haben: Wir versuchen das mal, wir lassen uns darauf ein. Und so sind es dann sieben Kirchen geworden, die – da war ich besonders stolz darauf – sehr vielfältig sind. Also von der Dorfkirche bis zum Wahrzeichen in Berlin, Kaiser Wilhelm Gedächtniskirche. Und jedes Team vor Ort überlegt sich dann auch: Was passt am besten zu unserer Kirche und wie machen wir das hier? Und wir vom Segensbüro haben gesagt, ihr könnt unsere Deko haben aus unserem Fundus und dann schaut mal an euren Orten, wie es am schönsten für euch wird. Und für uns war wiederum auch interessant zu gucken, wie entwickelt jede einzelne Kirche mit dem Team vor Ort die eigene Kirche zu einer Fest Location?

Autorin
Und Locations gibt es mehr als eine, erzählt Pfarrerin Ulrike Treu. Sie hat sich mit ihrem Team für drei Orte entschieden:

Ulrike Treu
Einmal natürlich am Altar. Also die Leute, die das vollste Programm wollen, die kriegen Hochzeitsmarsch und Altar. Alles möglich. Dann haben wir ein Hochzeitsbogen unter den kann man sich stellen und unter freiem Himmel gesegnet werden. Die Personen, die sagen: Nein, es ist mir fast noch ein bisschen zu öffentlich, noch ein bisschen kleiner, aber Natur? Für die haben wir an der Nordseite auch noch einen Ort geschaffen. Unter einem Baum. Ein bisschen separiert sozusagen. Und an diesen drei Orten wird in der Zeit zwischen 14 und 18 Uhr gesegnet. Eine Zeremonie dauert ungefähr 15 Minuten und davor gibt es ein Vorgespräch.

Autorin
Ein Paar habe ich kurz vor ihrem Vorgespräch zur Segensfeier getroffen, Silke und Matthias:

Silke & Matthias:
Matthias: Ja, wir haben ja schon geheiratet vor sechs Jahren. Jetzt im August. Das war ja Standesamt damals. Und jetzt haben wir jedoch eine gute Idee und wollen uns gerne auch noch mal den Segen. Das war eigentlich eine spontane Sache. Meine Mitarbeiterin, die Eltern von ihr, die waren in Gifhorn vor ca einem Monat. Und da war genau das Gleiche. Und das hat er uns erzählt und es war einfach toll. Und da habe ich ein bisschen recherchiert und wollte eigentlich meine Frau heute überraschen.

Silke: Er hat sich nicht getraut, Überraschungen sind nicht so meins….

Matthias: Aber trotzdem ist es sehr schön, dass wir heute hier sein dürfen.

Musik: The 5th Dimension – Wedding Bell Blues

Autorin:
Am 21. Juni war ich bei vielen Hochzeiten dabei, denn die evangelische Kirche Berlin-Brandenburgs hatte zusammen mit dem Segensbüro eingeladen zum Hochzeitssommer. Eine der Initiatorinnen ist Johanna Friese:

Johanna Friese
Wir blicken ja inzwischen im Segensbüro auf etwa 220 Segenshochzeiten zurück und haben eben festgestellt, die kommen von überall her, die kommen ganz bewusst und sagen: Wir haben uns vorher überlegt, wir wollen uns noch mal segnen lassen! Ganz oft, nach zehn Jahren, nach 20 Jahren. Viele Paare kommen zu zweit oder im ganz kleinen Kreis, also kleiner Gesellschaften, die das Gefühl haben, wir machen das für uns. Und insofern ist es ein Gegenmodell zu der klassischen Bauernhochzeit mit vielen Gästen, die ja, wie wir alle wissen, einfach abnimmt. Der Trend nimmt ab, die klassischen Trauungen nehmen ab. Und hier merkt man dieses Modell hat Zulauf. Also wir wissen auch jetzt beim Hochzeitssommer schon von vielen Paaren, die sich jetzt bereits angemeldet haben für August oder September und da sind jetzt schon auch Paare dabei gewesen, aus Schwedt, aus Cottbus und von überallher. Und viele finden diese Idee so toll, dass sie dafür auch weite Wege in Kauf nehmen. Also wir hatten in der Vergangenheit auch richtig weite Anreisen aus Wien, aus Oldenburg, aus Kassel, aus Frankfurt. Von überall her.

Susi & Mirko
Susi: Wir sind schon verheiratet. Seit 2002. 23 Jahre. Wir sind in diesem Jahr 30 Jahre zusammen. Und wir wollen uns den Segen holen für die nächsten 30. Ich bin in der Kirche. Mein Mann nicht. (Mirko: Ich nicht.) Es war einfach dieses Event, was uns angesprochen hat. Und mit dem Segen ist einfach noch mal was Schönes obendrauf zur standesamtlichen Trauung. Diese Kirche war speziell wichtig für mich, weil ich hier getauft wurde. Es ist genau 18 Jahre her, weil ich habe mich taufen lassen für meinen Arbeitgeber, weil ich beim Diakonischen Werk angefangen habe. Das war der Hintergrund, ja.

Autorin
So wir Susi und Mirko haben sich viele Paare dazu entschieden am 21. Juni sich noch einmal segnen zu lassen. Einige von ihnen war kirchlicher Segen verwehrt geblieben, da sie noch zu DDR-Zeiten geheiratet hatten. Und das wollten sie nochmal nachholen. Andere wollten ihre Beziehung nach so vielen Jahren noch einmal segnen lassen, um auch die gemeinsam überstanden Hürden zu feiern. Und der Hochzeitssommer ist noch nicht vorbei, weiter geht’s am 5. Juli in Berlin-Steglitz und wer es eher dörflicher mag, kann in die Dorfkirche Lübars am 16. August kommen. Jeder ist willkommen, sagt Johanna Friese. Und vielleicht wird der Hochzeitssommer im nächsten Jahr noch ausgeweitet in Brandenburger Gemeinden:

Johanna Friese
Jetzt sieht es so aus, dass das Interesse groß ist. Ich denke, das ist genauso auch in Brandenburg möglich. Und das wäre vielleicht auch eine Idee für nächstes Jahr, dass Kirchengemeinden das jetzt beobachten und sagen: Das können wir doch genauso gut vier Stunden unsere Kirche offenhalten, ein Team dahaben und einfach mal gucken, wer will kommen. Und inzwischen sieht man ja auch schon, dass es diese Segenshochzeiten, wie wir sie nennen, das sind ja die, die einfach kurz funktionieren. Das kurze Format, dass sie in ganz Deutschland angeboten werden und überall sehr beliebt sind. 

Autorin
Mit Kirche auf der Torte – das ist der Slogan des Hochzeitssommers. Alle Termine und Orte finden Sie online beim Segensbüro Berlin. Vielleicht ist dieser Sommer genau der richtige Moment, Ihre Liebe neu zu feiern. Also ob verheiratet oder nicht, die evangelischen Kirchen laden ein vorbeizukommen. Denn Segen ist für alle da!

Musik: THE SOURCE FT CANDI STATON - You've Got the Love