Weihnachten für Einsame in Frankfurt (Oder) Weihnachten für Einsame in Frankfurt (Oder)
Weihnachten für Einsame in Frankfurt (Oder)
22.12
2024
08:40
Uhr

Weihnachten für Einsame in Frankfurt (Oder)

Nächstenliebe und Gemeinschaft seit 25 Jahren

Ein Beitrag von Jana Weßling

Autorin: In zwei Tagen ist es schon so weit. Weihnachten. Die Zeit der Besinnlichkeit, das Fest der Liebe und der Gemeinschaft. Gerade in dieser Zeit ist es mir besonders wichtig nicht alleine zu sein, sondern meine Familie und Freunde um mich zu haben, Zeit mit meinen Liebsten zu verbringen. Doch was ist mit den Menschen, die aus den verschiedensten Gründen einsam sind? Müssen sie die Weihnachten alleine verbringen? 

Mein Name ist Jana Weßling, ich arbeite für den Caritasverband Berlin und habe mich auf den Weg gemacht um ein, wie ich finde, Vorzeigeprojekt in Frankfurt (Oder) kennenzulernen. Dieses Jahr findet am 24. Dezember wieder das Weihnachtsfest für einsame Menschen statt. Solveig Kauczynski arbeitet seit 2009 bei der Caritas. Neben ihren vielfältigen Aufgaben mit Freiwilligen begleitet sie nun schon seit mehreren Jahren die Weihnachtsaktion mit, ursprünglich gegründet von Heiner Adler.

Solveig Kauczynski: Heiner kommt von der katholischen Kirche, er war Caritas Mitarbeiter, ein ganz innovativer, kreativer Mensch, und der hat eben gesagt, es gibt so viele Leute, die Weihnachten eben niemanden haben und alleine sind. Und dann lasst uns doch hier in der Caritas zusammenkommen und zusammen das Weihnachtsfest feiern. So ist das von nun. jetzt, 24 Jahren entstanden. Also, wir haben tatsächlich nächstes Jahr ein Vierteljahrhundert. 

Autorin: Der Begründer der Weihnachtsaktion Heiner Adler wusste, was Einsamkeit bedeutet. Selbst in einem Waisenheim aufgewachsen, hat er die Kraft gefunden, Menschen zum Mitmachen zu motivieren und sich ein Netzwerk aus Engagierten aufgebaut.

Solveig Kauczynski: Und hat halt auch so Menschen um sich geschart, die die Idee gut fanden, die sich da engagiert haben, die damit selber ihr Weihnachtsfest gestaltet haben, und er hat eben auch viele Leute dafür begeistert, dafür zu spenden, dann das Ganze finanziell zu unterfüttern und so weiter. Also, da ist das hergekommen. Inzwischen ist es so, dass es eben halt die Caritas insgesamt ist, hier in Frankfurt, an der oder die das fest mit unterstützt und begleitet, und auch die Ehrenamtlichen der Caritas gestalten dieses Fest in enger Zusammenarbeit mit der katholischen Gemeinde. Tatsächlich, das ist jetzt wirklich so ein Dreiergespann, die verschiedene Aufgaben haben und die alle Spaß dran haben, für bedürftige und einsame Menschen etwas zu gestalten an dem doch so besonderen Tag. 

Autorin: Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer spielen beim Weihnachtsfest eine bedeutende Rolle. Nach dem Tod von Heiner Adler im Jahr 2021 haben die Ehrenamtlichen es am Laufen gehalten, damit rund 100 Menschen in Frankfurt Oder an Weihnachten nicht allein sein müssen.

Solveig Kauczynski: Also, das ist absolut besondere, was ich finde, ist, dass etliche dabei sind, die von Anfang an dabei sind, und wenn man jetzt sagt, 24 Jahre gibt es das schon, also, dann haben wir wirklich auch betagt und hochbetagte, wir haben auch Jüngere dabei natürlich. Aber das ist doch schon eine besondere Gruppe, die auch zusammengeschweißt ist, und die haben eben halt auch damals, als der besagte Gründer Heiner Adler verstarb, auch die Initiative ergriffen und haben gesagt, dieses Weihnachtsfest darf nicht sterben. Also das muss einfach weitergehen, und da gab es dann viele Gespräche, und wie kann es gehen, wie kann man sich organisieren. Aber der Motor des ganzen und wirklich Hauptinitiator sind diese Ehrenamtlichen tatsächlich, die das ganze Jahr über dieses Fest vorbereiten in ganz vielen, ganz vielen, vielen Kleinigkeiten also.

// MUSIK 1 // Queen – Thank God it’s Christmas

Weihnachten für Einsame in Frankfurt (Oder)

Autorin: Das Weihnachtsfest für einsame Menschen in Frankfurt Oder. Nur dank so vieler motivierter ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer überhaupt denkbar! Jedes Jahr am 24. Dezember nehmen sie sich Zeit, um anderen eine Freude zu bereiten. Zwei der Ehrenamtlichen, Hannelore und Sabine, durfte ich bei meinem Besuch in Frankfurt Oder kennenlernen.

Hannelore Wirth: Mein Name ist Hannelore Wirth, ich bin seit 25 Jahren hierbei bei der Vorbereitung der Weihnachtsfeier, und hergekommen bin ich eigentlich. Eine Bekannte kam zu mir und sagt, hier im Josephsheim, da suchen sie Leute, die also freiwillig ne Weihnachtsfeier, ja, da gehen wir mal hin und so. Das war so vor fünf, 24 Jahren, und da bin ich immer noch dabei, und mir macht die alle Jahre hatte ich sehr viel Spaß da dran, und ich bin ganz alleine, ich habe keine Kinder. Mein Mann ist vor 28 Jahren gestorben. Für mich ist einfach: Weihnachten gehört hierher, und hier muss ich sein!

Autorin: Ich bin wirklich baff. Sabine engagiert sich schon seit 7 Jahren an Heilig Abend und Hannelore ist sogar schon seit 24 Jahren jedes Jahr als Helferin dabei. Die beiden zaubern einsamen Menschen aus Frankfurt Oder ein besinnliches Weihnachtsfest. Und: sie machen das aus tiefstem Herzen, das spürt man! 

Sabine Schmidt: Mein Name ist Sabine Schmidt. Ich bin seit sieben Jahren Rentner und habe eine Tätigkeit gesucht, wo ich mich einbringen kann, und ja, wie ich eigentlich hierhergekommen bin, kann ich nur direkt, sich das auch nicht mehr. Ich war nur kurz vorher hier bei einer Beratung hier mit einer psychologischen Beratung, weil mein Mann verunglückt war, und da habe ich hier so eine schöne Unterstützung bekommen. Da dachte ich, kannst du mal was zurückgeben, und daher bin ich dann hier gelandet, und es hat mir eigentlich Spaß gemacht, hier immer für Leute was vorzubereiten.

// MUSIK 2 // Queen – Thank God it’s Christmas

Autorin: In zwei Tagen ist es wieder soweit. Die Caritas-Kolleginnen und Kollegen, die Gemeinde Heiligkreuz und vor allem die Ehrenamtlichen freuen sich auf das Weihnachtsfest. Rund 100 Menschen aus Frankfurt (Oder) haben sich wie jedes Jahr zum Fest angemeldet. Menschen, die das Weihnachtsfest ansonsten alleine feiern würden und sich nach Gemeinschaft sehnen.

Solveig Kauczynski: Also, es findet in der katholischen Gemeinde dieses Jahr wieder statt, im Gemeindehaus. Es wird losgehen mit einem kleinen Orgelspiel in der katholischen Kirche, um die weihnachtliche Stimmung auch zu haben. Dann möchte ich nicht so viel verraten, aber es geht dann im Kolbehaus weiter. Es wird gemütlich sein, es wird leckeres Essen geben, es wird natürlich auch Besinnliches geben, Musik und ein Zusammensein. Und ja, am Ende wird auch jeder mit einer kleinen Gabe nach Hause gehen können.

Autorin: Die Caritas-Mitarbeiterin Solveig erzählt, dass dieses Weihnachtsfest ein ganz besonderes Gefühl bei den Menschen auslöst.

Solveig Kauczynski: Also, sie sind auch immer große staunende Augen, also sowohl dieser, diese, dieser Beginn in der Kirche, den wir jetzt das zweite oder dritte Jahr jetzt machen. Es ist wirklich schon was sehr feierliches, und dann eben hoch zu kommen, ich kann es ja doch verraten. Gibt es ne schöne Kaffeetafel, die ist wirklich wunderschön hergerichtet und weihnachtliche Musik, da sieht man schon auch, die Augen glänzen wie Kindertagen manchmal, und ich denke, das Feedback, was wir hören, ist tatsächlich ein sehr, sehr positives, ein sehr dankbares, ganz viel Dankbarkeit, dabei zu sein, und das ist auch immer sehr gelöst und heitere Atmosphäre und Stimmung. Manche kommen jedes Jahr tatsächlich, und manche sind neu. Das wechselt immer auch mal so ein bisschen. 

Autorin: Hannelore und Sabine erzählen, dass sie sich mit der Gruppe der Freiwilligen immer schon ein halbes Jahr vor Weihnachten treffen um mit den Vorbereitungen zu starten. Als sie mir erzählen, wie viel Mühe sie sich im Detail geben, wundert es mich nicht, dass die Leute beim Weihnachtsfest strahlende Augen haben.

Sabine Schmidt: Wir basteln viel, also die Gestecke werden selber gemacht, von einer von uns. Dann auch die Servietten werden schön gefaltet, die Ringe selber angefertigt…

Autorin: Die Dankbarkeit bekommen Hannelore, Sabine und die anderen Ehrenamtlichen auch von den Gästen zu spüren. 

Hannelore Wirth: Ach, das haben sie aber wieder schön gemacht, und das und das nein, haben wir jetzt wieder schön! Jemand, und ach Gott, hat er schon gesehen, das ist ja ganz neu, das haben sie ja und ja!

// MUSIK 3 // Life Lily Allen – Somewhere only we know 

Weihnachten für Einsame in Frankfurt (Oder)

Autorin: Einsame Menschen ohne Familien, auch Migrantinnen und Migranten mit Fluchterfahrungen kommen zu dem Weihnachtsfest. Jede Person die sich angesprochen fühlt, ist willkommen. Über die Jahre haben Sabine und Hannelore zu einigen eine freundschaftliche Verbindung aufbauen können. Es sind aber auch immer wieder neue Leute mit dabei.

Sabine Schmidt: Und was ich eben schön finde, wenn die Leute, die wir hier eingeladen haben und die dann kommen freuen sich wirklich sehr. Und die sind so dankbar. Und das ist für mich das schönste, dass sie eben das auch zeigen und da eben sagen ‚ach wisst ihr wie schön das ist‘ und das reicht für mich aus, wenn sie zeigen, dass sie sich freuen. Das finde ich am Schönsten.

Autorin: Sabine erzählt mir, dass ihr die gerührten Augen nicht mehr aus dem Kopf gingen. Es ist die ganze Arbeit wert, wenn man die Dankbarkeit der Menschen sieht. Und auch für sie, ist garkein anderes Weihnachten mehr vorstellbar.

Sabine Schmidt: Vor zwei Jahren, ne, da waren auch Ukrainer da, und das war, das weiß ich auch noch, das geht einen so ins Herz… Da war ein 15 jähriger Junge. Was kaufen wir ihm, was schenken wir ihm? Da hat man Kinogutschein genommen, und wir können ja ukrainisch nicht. Aber es war auch eine Übersetzerin dabei, und dann haben wir das überreicht, und da hat die Mutter fast geweint, weil die das so herzlich fand, und dass wir auch an den Jungen gedacht haben, fand ich ganz toll.

Autorin: Was für eine schöne Tradition! Sie zeigt, wie viel Nächstenliebe und Gemeinschaft bedeuten können – gerade an Weihnachten. Geschenke bekommen ist natürlich schön, aber wieviel schöner ist nicht manchmal das schenken? Die Tränen, Rührungen und Dankbarkeit in den Augen des Gegenübers. Die Engagierten in Frankfurt ermöglichen so vielen Menschen ein Fest in Gemeinschaft. Selbstverständlich ist das nicht!

Solveig Kauczynski: Ich glaube, es ist beides, ist das eine, eben Teil, tatsächlich für andere Menschen etwas machen zu können, sie einzuladen, zu bewirten, Gastgeber zu sein, und auf der anderen Seite, das schließt sich, glaube ich, gar nicht aus, ist ihr eigenes Weihnachtsfest ihre eigene. Ja, sie möchten das gar nicht anders mehr feiern, und wenn dann die Gäste irgendwann nach Hause gegangen sind, ist so ähnlich wie zu Hause. Dann macht man nochmal Schnuff und Schnauf und setzt sich nochmal zusammen und Bestes ausklingen und räumt die nächsten Tage auf, natürlich und so weiter. Also, es ist ihr Weihnachtsfest sowohl als Gastgeber und Gastgeberinnen als auch ihr eigenes Fest.

Autoin: Im Namen der Caritas sage ich danke. Danke den Helferinnen und Helfern und denen, die ich trauen, sich ihrer Verletzlichkeit zu zeigen und zu öffnen. Für ein Weihnachtsfest voller Freude und Gemeinschaft.

Solveig Kauczynski:Wir finden es nicht selbstverständlich, also weder die Ehrenamtlichen, noch die Caritas, noch die katholische Kirche, dass in diesen Zeiten tatsächlich jemand etwas abgibt oder abgeben muss, weil die Bedürftigkeit steigt, auch in anderen, in allen Bevölkerungsschichten und auch bei Firmen und Unternehmen, und wir sind jedes Jahr überwältigt wirklich von der großen Spendenbereitschaft. Wir haben da wirklich kaum Probleme, keine Probleme, diese Feier zu finanzieren. Auch jetzt fließen die Spenden wieder, und ich begegne auch immer wieder Leute, wenn ich das in Frankfurt erzähle, die sagen: Ach, so, was gibt es, das würde ich auch gerne unterstützen. Ich möchte ja gerne was tun, aber ich möchte das für die Menschen hier machen. Ich möchte, dass es eben hier etwas bewirkt, und ohne diese Spendenbereitschaft und diese finanzielle Unterstützung wäre das ganze fest natürlich überhaupt nicht möglich. Und dann auch noch die Akteure, die vorbeikommen, also des, ich will jetzt gar keinen ausschließen, hier aber auch viele Frankfurter und Frankfurterinnen, Initiativen etc, die Kommen und das Programm gestalten und das eben halt schön machen und toll machen!

// MUSIK 4 // Life Lily Allen – Somewhere only we know