Beteiligte
Orgel: Tobias Scheetz
Gitarre/ Gesang: Jasmine La Jounesse
Lektorin. Yvonne Adam
Lektor: Prädikant Peter Schütz
Predigt: Pfarrer Michael Dürschlag
Moderation: Rundfunkbeauftragte Barbara Manterfeld-Wormit
Predigt
Viel zu früh ist Bob Marley gestorben, er erlag mit 36 Jahren einer Krebserkrankung. Aber seine Musik hat die Welt verwandelt und verwandelt sie bis auf den heutigen Tag.
Wenn man sich fragt, wie das geschehen kann, dann findet sich die Antwort in der tiefen, fast schon kindlichen Frömmigkeit, die Bob Marley in fast jedem seiner Lieder zum Klingen bringt. Immer wieder kreisen seine Lieder um Gott. Seine Liebe zu den Menschen und vor allem zu den Menschen, die in Elend, Knechtschaft und Unterdrückung leben müssen.
Besonders für diese Menschen machte Bob Marley seine Musik.
Selbst in unfassbar ärmlichen Verhältnissen zur Welt gekommen vertraute er nicht den politischen Heilsversprechen seiner Zeit. Er begab sich auch nicht auf den Weg der Gewalt oder Kriminalität, was auf der Insel Jamaika mit ihrer Bandenkriminalität durchaus naheliegend gewesen wäre, sondern er schloss sich der Rastafari Bewegung an, die Rettung, Liebe und Frieden vom GOTT Israels erhoffte und erwartete.
Das große Vorbild waren dabei die Erzählungen von der Errettung des biblischen Volks Israels – der Befreiung aus der Knechtschaft in Ägypten und der Gefangenschaft in Babylon.
Die Botschaft des 1. Testamentes, der hebräischen Bibel, wird von den Rastafari bis heute auf ihre ganz eigene Weise interpretiert und entfaltet. Das musikalische Werk von Bob Marley wäre ohne diese Glaubenstradition nicht denkbar.
Und das ist ihr Zentrum:
Gott wird seine Kinder – die Kinder verschleppter Sklaven - retten. Er wird sie in das gelobte Land bringen. „The Zion train ist coming“,der Zug nach Zion ist unterwegs, heißt es in einem Lied des Künstlers, und in „Forever loving Jah“ besingt Bob Marley ganz konkret seine Liebe zu Jah – Jaweh , von dem er alle Rettung erwartet.
Das Elend wird nicht das Letzte Wort haben. Davon war Bob Marley zutiefst überzeugt.
In den Befreiungsgeschichten der Bibel fanden und finden die Rastafari Erklärungsmuster für ihr Leben und schöpfen aus der Bibel Hoffnung auf das gelobte Land, in das Sie durch die befreiende Kraft Gottes zurückkehren werden.
Bob Marley setzte dabei immer auf die Gemeinschaft – auf die eine Liebe, die wir leben können –
Kommt und lebt in Liebe zusammen – dann wird alles gut. So einfach singt und ruft er es immer wieder.
Mit dieser Botschaft wurde seine Musik zum Hoffnungsort für unendlich viele Menschen – gerade auf der Schattenseite des Lebens –
Bob Marley schloss sich als Christ der Rasterfari Bewegung an. Er ließ sich Dreadlocks wachsen, sein Markenzeichen und Erkennungsmerkmal der Rasterfari. Was nur wenige wissen: Die Rasterlocken gehen ursprünglich auf ein Gebot aus dem 5. Buch Mose zurück.
Spätestens von diesem Zeitpunkt an wusste Bob Marley sich auf einer göttlichen Mission - Er musste vom Licht und von der Liebe Gottes singen.
Im Lied Three little birds kling die alltägliche Erleuchtung an, die Bob Marley gespürt und die ihn und seine Musik getragen hat:
Heute Morgen stehe ich auf,
drei kleine Vögelchen
sitzen vor meiner Tür
und singen reine und echte Melodien
sie sagen: Das ist meine Botschaft.
Mach dir keine Sorgen
Denn alles wird gut werden
So heißt es in dem Lied.
Oft sind es die kleinen unscheinbaren Dinge, die uns ermutigen.
Die kleinen Erlebnisse und Ereignisse, in denen das Licht Gottes aufleuchtet und genau in diesem Augenblick verwandelt sich die Welt –
Song Three little Birds
.
Three little Birds – ein Lied von Bob Marley, der am 6. Februar 80 Jahre alt geworden wäre. Für ihn war Gott das Zentrum seines Lebens und Schaffens. Aus seiner Liebe zu ihm schöpfte er die Kraft, seine wundervolle Musik zu schaffen und doch war er, trotz seiner tiefen Frömmigkeit, kein weltfremder Träumer.
Er kannte die Unterdrückungsmechanismen und Ungerechtigkeiten, die er als farbiger Mensch im Jamaika der 50iger und 60iger Jahre selbst erlebt und erlitten hatte. Er wusste auch, dass sich die Welt allein durch Singen nicht verändern würde – aber er spürte, dass das Singen den Anfang machen kann.
Veränderung braucht einen Anstoß und Menschen, die sich trauen, die aufstehen und beginnen, sich für Menschenwürde, Liebe und Freiheit einzusetzen. Ohne solche Menschen, die sich zusammenschließen und ihre Stimmen erheben, kann es keine Veränderung geben, davon war Bob Marley überzeugt.
Das genau besingt Bob Marley in dem Lied “Get up – Stand up“. Es sind genau die Worte, die Jesus zu Petrus sagt, als der am liebsten auf dem Berg der Verklärung bleiben würde: Steh auf – fürchte dich nicht – die gleichen Worte verwendet Bob Marley in einem seiner vielleicht wichtigsten Lieder, dass er zusammen mit Peter Tosh 1965 komponiert hat.
Die Botschaft wurde zur Ermutigung für unzählige Menschen damals im Ostblock, in Südafrika, in Latein Amerika oder wo auch immer – das Lied ermutigte Menschen, sich friedlich für eine bessere Welt zu erheben und sich für Würde und Menschenrechte einzusetzen.
Weil Gott da ist, können wir die Welt – unsere Welt verändern! Können, ja müssen wir uns erheben und ins Handeln kommen. Das ist die Botschaft eines der wohl berühmtesten Lieder von Bob Marley. Darin heißt es:
Die meisten Menschen glauben, dass der große Gott vom Himmel kommen wird, alles für uns richtet und alles gut machen wird Aber wenn du den Wert des Lebens erkannt hast, Siehst du das Licht, und ich bitte dich: Steh auf und setze dich dafür ein! Der lebendige Gott ist ein lebendiger Mensch.
Das klingt fast wie eine gesungene Predigt. Get up, stand up – wir hören dieses Lied jetzt.
Song: Get up stand up
Auf seinem letzten Album „Uprissing“ – Aufstehen - aus dem Jahr 1980 veröffentlichte Bob Marley, der zu diesem Zeitpunkt schon von seiner Krebs-Erkrankung gezeichnet war, ein letztes Lied, das für mich in seiner eindringlichen Schönheit zu den wichtigsten Liedern der Popgeschichte zählt: den „Redemption Song“ – ein Lied von der Erlösung.
Ungewöhnlich ist, dass Bob Marley dieses Stück als Solist spielt – nur seine Gitarre und seine Stimme - das reicht.
Bei den Aufnahmen zu diesem Song wurden etliche Bandfassungen eingespielt – aber am Ende blieb die schlichte Form eines Folksongs, die Marley wählte, um der Welt sein Vermächtnis zuzusingen.
Den Song von der Erlösung.
Ganz am Anfang – sing Bob Marley von den „alten Piraten“, den Sklavenhändlern, die afrikanische Menschen raubten und versklavten und unter unwürdigsten Bedingungen, ohne Rücksicht auf Verluste auf ihren Handelsschiffen über den Atlantik verschleppten.
Bob Marley identifiziert sich mit seinen Vorfahren. Er singt das Lied in der ersten Person, so als wolle er sagen: Ich war mit dabei – Versklavung und Unfreiheit sind nicht Vergangenheit, sondern Gegenwart und genau in dieser Gegenwart, so Bob Marley weiter, wird meine Hand durch die Hand des Allmächtigen gestärkt.
Gott legt Freiheit – Vergebung – Erlösungslieder in meine Hand. Willst Du nicht helfen, sie mit zu singen? Fragt er mich und Dich – sie sind ja alles, was wir haben.
Ein Lied das mitten ins Herz trifft – auch heute noch. Ein Lied, das anstiften will und Mut macht.
Lied von der Erlösung – so wird der Redemption Song oft übersetzt, Redemption hat aber auch die Bedeutung von Wiedergutmachung – Wiederherstellung eines einst guten Zustandes.
Es geht also um eine grundlegende Wandlung der Verhältnisse -auch durch das Eingeständnis der eigenen Schuld und die Übernahme der Verantwortung für begangenes und gegenwärtiges Unrecht.
Der Weg zur Erlösung führt für Bob Marley – durch Schuld und Vergebung in die wirkliche Gemeinschaft, in den Zustand des Friedens.
Damit sich wirkliche Erlösung einstellen kann, müssen wir für unsere tiefsten und wichtigsten Werte eintreten. Auch heute. Darum sind die Lieder von Bob Marley zeitlos und faszinieren auch heute noch Menschen jeden Alters quer durch alle Schichten weltweit.
Möchtest du nicht helfen
Die Freiheitslieder zu singen,
denn alles was wir jemals hatten, waren:
Erlösungslieder, fragt Bob Marley in diesem Lied. Und ich habe das Gefühl, die Sehnsucht nach diesen Liedern ist groß!
Auf einem Video aus dem Jahr 1980 singt Bob Marley den „Redemption Song“ auf der Bühne.
Und ich spüre: Da singt ein Mensch, der selber das Licht gesehen hat – das Licht der Freiheit Gottes – das Licht der Versöhnung.
Und ich höre diese Frage: Möchtest du nicht helfen, die Freiheitslieder zu singen? Und tatsächlich kann ich nur JA sagen – ich will mitsingen.
Und zwar weil es zu einfach wäre aufzugeben. – Die Welt braucht Menschen, die Mut machen, die von der Liebe Gottes und mehr Miteinander erzählen.
Bob Marley ist so ein Mensch. Das ist die Botschaft, der er hinterlassen hat und die in seiner Musik lebendig bleibt:
Das Licht wie er in den kleinen Begebenheiten des Alltages entdecken und würdigen.
Sich mutig erheben, Zeugin und Zeuge sein – für das Licht Gottes und für seine Liebe.
Den Kopf in den Sand stecken
ist einfach,
sich dem nicht enden wollenden Jammerchor von:
Das wird alles böse enden – anzuschließen, ist einfach
– aber das Lied von der Erlösung mit zu singen,
das Lied von Liebe und Hoffnung –
– da wo du bist
das ist nicht einfach, aber unendlich schön!