01.01
2025
08:40
Uhr

Brandenburger Tor

Mein Ort in Berlin am 1. Januar? Ganz klar: im Pyjama auf dem heimischen Sofa. Auf dem Tisch noch die Luftschlangen der Silvesternacht, leere Gläser und die restlichen Pfannkuchen. Nie schmecken die besser als am Morgen danach. Dazu ein heißer Pott Kaffee und das Neujahrskonzert aus Wien im Fernsehen. Und langsam schleicht sich der Silvesterkater. 
Das neue Jahr kann beginnen - und zwar draußen an der noch nicht ganz so frischen Luft nach dem üblichen Böllerwahnsinn der Nacht. Ich muss raus zum Brandenburger Tor. Dann, wenn die Party vorbei und die Massen abgezogen sind. Ich muss dahin, um mich zu vergewissern, dass das Tor nach wie vor offen und damit alles möglich ist - auch das, was unmöglich schien. Ich bin in West-Berlin groß geworden. Der gespenstische Blick an der Hand meiner Eltern von der Plattform am Reichstag rüber in den Ostteil der Stadt auf die Mauer und das Tor, das gehört zu den frühesten Erinnerungen meiner Kindheit. Und darum musste ich auch unbedingt mitmachen kurz nach dem Fall der Mauer beim Neujahrslauf. Bei. klirrender Kälte, vollkommen untrainiert und ohne mich aufzuwärmen. Start war 12 Uhr mittags direkt bei der „Gold-Else“ - das Ziel am Brandenburger Tor. Die Grenze war offen, ich lief wie im Rausch schneller als alle meine Freunde. Ein Wahnsinnsgefühl. Totale Euphorie. Am Ziel gab es noch einen Schluck Sekt, danach schlenderten wir die Linden hinunter - besoffen vor Glück, nicht vom Alkohol. Am Tag danach hatte ich den schlimmsten Muskelkater meines Lebens und konnte eine Woche lang kaum laufen. Und trotzdem: was für ein Tag! Und darum muss ich auch heute wieder dahin. Wahrscheinlich erst später, wenn die Läuferinnen und Läufer schon durch sind. Ich werde schlendern. Aber mit genau diesem Gefühl, das diese Stadt und unser Leben und uns alle zusammenhält: Alles ist möglich! Ich wünsche Ihnen viel Energie und Zuversicht und Segen für das neue Jahr!


„Alles Dinge sind möglich dem, der da glaubt!" Die Bibel, Markusevangelium, Kapitel 9.