Wenn ich das Bedürfnis habe „mal den Kopf frei zu kriegen“, fahre ich gern mit dem Fahrrad zum nahegelegenen Wolkenhain in Marzahn-Hellersdorf.
Im Jahr 2017 zur Internationalen Gartenausstellung gebaut, ist die wolkenförmige Stahlkonstruktion auf dem Kienberg heute ein beliebtes Ausflugsziel.
Es kostet mich jedes Mal ein bisschen Überwindung, die Stufen aus Metallgitter hochzusteigen. Sie führen auf die 20 Meter hohe Aussichtsplattform und so ganz schwindelfrei bin ich eigentlich nicht.
Als Berliner Stadtkind bin ich den Anblick von Häuserfronten und Straßenschluchten gewohnt, umso mehr beeindruckt mich – endlich oben angekommen – der weite unverstellte Blick, der sich mir vom Wolkenhain aus bietet.
Auf 120 m über Null angelangt, erstreckt sich vor mir ein beeindruckendes Panorama: die buntbelaubten Bäume des Kienbergparks und die Wiesen in den Gärten der Welt, das große Meer aus Plattenbauten in Marzahn-Hellersdorf und Lichtenberg, - all das geht nahtlos in die anderen Stadtteile über, die sich vor meinem Auge entfalten.
Mein Blick schweift zum Alexanderplatz und weit darüber hinaus in den Westen der Stadt. Wende ich mich zur anderen Seite, entdecke ich die Müggelberge und sehe, wie ein Flugzeug zum Landeanflug auf den BER ansetzt. Noch weiter entfernt drehen sich die Räder eines Windparks, der bestimmt schon in Brandenburg steht.
Ich sehe keine Grenzen, ich kann nicht erkennen, wo Neukölln und Treptow sich treffen, wo Berlin zuende ist und Brandenburg beginnt. Ich sehe EINE Stadt, EINEN Himmel über Berlin. Er wölbt sich über mir wie ein Zelt, und je nach Jahres- und Tageszeit ist das Licht blassblau oder golden.
Tief einatmend spüre ich ein Stück dieses Himmels auch in mir. Ich finde mich in der Weite wieder, die mich umgibt. Ich atme Grenzenlosigkeit ein und fühle mich für einen kurzen Moment als Teil des Ganzen.
„Deine Liebe reicht, so weit der Himmel ist, und deine Treue, so weit die Wolken ziehen.“
Die Bibel, Psalm 57.


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