Es gibt Orte, die man oft passiert, ohne sie wirklich wahrzunehmen. Für mich war der Zentrale Omnibusbahnhof, kurz ZOB, ein solcher Ort – bis jetzt. Im Berliner Westend, neben dem ICC und dem Messergelände gelegen, bietet er täglich Verbindungen zu 500 Zielen, bei bis zu 630 An- und Abfahrten – das sind ca. 20 Busse pro Stunde.
Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus: Hier steigen Menschen aus Portugal kommend aus oder in die Krisenregion Ukraine ein. Es sind Studierende, Touristen, Arbeiter, Familien – Menschen mit Träumen, Sorgen und Hoffnungen.
Der ZOB ist ein Ort des Wartens und der Verabschiedungen. Ein Tor zur Welt im Schatten des Funkturms, an dem Menschen Abschied nehmen, sich in die Arme fallen oder mit einem letzten Winken verschwinden. Und in den Momenten, wenn die Busse langsam davonrollen oder ankommen, spüre ich die ganze Bedeutung des Reisens – nicht nur, um irgendwo anzukommen, sondern auch, um Verbindungen zu schaffen.
Mich berührt dieser Ort – nicht, weil er besonders schön ist, sondern weil er voller Leben steckt. Es ist die Vielfalt der Sprachen, der Kulturen, das Aufeinandertreffen von Welten. Und inmitten dieses Trubels gibt es die Hoffnung, dass all diese Busse, so alltäglich sie erscheinen mögen, Menschen sicher und behütet an Orte bringen, die für sie wichtig sind. Das Reisen birgt ja auch Gefahren – auf der Straße, im Unbekannten, oder weil das Ziel in einer unsicheren Region liegt.
Ich denke dann da dran, dass Gott schon immer mit den Umherziehenden war: mit Abraham, der seine Heimat verließ, um ein neues Land zu finden. Seine Engel mit dem Volk Israel, das durch die Wüste zog. Und auch mit Jesus, der selbst ein Wanderer war, ein Wegbegleiter für viele.
Und ich bin dankbar – für den ZOB, der auf den ersten Blick so unscheinbar wirkt. Für mich ist er ein Symbol für die Freude Gottes, wenn Menschen sich aufmachen, neue Horizonte entdecken.
Der Herr wird seine Engel mit dir senden und Gnade zu deiner Reise geben.
Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst
1. Buch Mose 24, 40