22.09
2024
08:50
Uhr

Die Panke

Paradies auf Erden

Ein Beitrag von Christoph Kießig

Ich wohne auf einem Wassergrundstück in Berlin Mitte, sage ich gern, wenn mich jemand fragt, aus welcher Ecke der Stadt ich komme. Das habe ich gemeinsam mit Olaf Scholz und Frank Walter Steinmeier. Das sorgt dann immer für erstaunte Blicke.

Allerdings heißt der Teil des Stadtbezirkes Mitte, Soldiner Kiez und liegt im Wedding und das Wasser ist nicht die Spree sondern die Panke, die direkt an unserem Altberliner Mietshaushaus vorbei fließt. Eigentlich eine immer noch verrufene Gegend. Hier wohnen Studenten aus aller Herren Länder, Gastarbeiterfamilien in der 3 und 4 Generation, Künstler und Lebenskünstler und dazwischen die letzten Ureinwohner eines alten Arbeiterbezirks. 

Die wenigsten Berliner wissen wo die Panke die dem Stadtbezirk Pankow seinen Namen gab entlangfließt. Im Stadtbild verschwindet sie hinter Mietskasernen und unter breiten Brücken, führt durch Hinterhöfe und Parkanlagen teilweise in Rohren unter den Straßenzügen hindurch. Sie hat eine bewegte Geschichte, wurde ausgebaut und eingemauert, überbaut und umgeleitet, teilweise zugeschüttet und abgesperrt. 

Heute fahre ich mit dem Fahrrad an der Panke entlang über die Nicklitz Promenade bis fast zum Hauptbahnhof. Ein grüner Fuß- und Radweg auf dem man die Stadt kaum merkt. Am Ufer entlang gibt es Wiesen, Spielplätze, Bänke und kleine Parkanlagen. Hier spielen Kinder Fußball und alte Männer Schach, liegen die Hipster im Gras und Großfamilien grillen. Man hängt im Sommer die Beine ins Wasser und im Winter zuckeln die Schlitten über die Wege, wenn auf den Bürgersteigen schon gestreut und gekehrt ist. Im Frühjahr singen nachts die Nachtigallen und im Herbst stehen am Franzosenbecken die Reiher. So ist dieser kleine Fluss eine Quelle, die Grün ins Grau bringt. Ein Platz der Ruhe und Erholung in der oft so lauten und hektischen der Stadt.

Schön wenn es so einen Ort für mich gibt, wo alles passt und gut ist, zu Hause, bei Freunden, für mich auch bei Gott. Es müssen nicht zwei Wochen Urlaub am Meer sein manchmal reicht ein kleines Flüsschen, ein Plätzchen im Schatten, ein paar Momente der Ruhe, ein gutes Wort vom Nachbarn. Dann wird eine Pfütze im Wedding zum Wassergrundstück in Berlin Mitte zum Paradies auf Erden.

„Der HERR ist mein Hirt, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser. Meine Lebenskraft bringt er zurück. / Er führt mich auf Pfaden der Gerechtigkeit, getreu seinem Namen.“ (Psalm 23)