16.03
2025
08:40
Uhr

In der Moschee

Mit kalten Füßen auf dem Teppich

Ein Beitrag von Katrin Visse

Ich ziehe die Schuhe und – Gott sei Dank – die Socken haben kein Loch. Sofort krieg ich kalte Füße: 

80 Moscheen gibt es in Berlin. Manche sind groß, schön, man kann sie von außen erkennen – wie die am Columbiadamm oder die in der Skalitzer Straße mit der begrünten Kuppel. Andere sieht man gar nicht – sie sind im Hinterhof versteckt und von ihrer Existenz wissen nur die, die sowieso schon hingehen.

Eine Moschee ist zunächst einmal ein Ort, an dem man sich versammelt. Das bedeutet das Wort Moschee – arabisch dschamia. 

Versammeln zum Gebet, aber nicht nur: Jetzt im Ramadan werden in manchen Berliner Moscheen zum Fastenbrechen Stühle und Tische auf die Teppiche gestellt und Gäste aus der ganzen Stadt zum Essen eingeladen. Manchmal gibt es so kleine Lehrzirkel: ein Lehrer und seine Schüler – manchmal auch Schülerinnen – sitzen an einer Seite in der Moschee im Kreis und werden unterrichtet. Mittagsschläfchen hab ich auch schon gesehen.

Natürlich aber ist eine Moschee vor allem ein Ort des Gebets. Des gemeinschaftlichen Gebets am Freitagmittag. Und jetzt im Ramadan, auch am Abend.

Muslime beten anders als ich: Ihr Gebet, das ist ein Beten mit dem ganzen Körper: Stehen, Niederwerfen, auf den Unterschenkeln sitzen, den Kopf nach rechts und links wenden, die Hände hinter die Ohren…

Ich bin sehr gerne im Raum, wenn Menschen beten.

Kinder offensichtlich auch - sie springen über die Teppiche, schlagen Purzelbäume. 

Am Anfang habe ich mich noch neugierig umgeschaut: Was genau machen sie? Was sagen sie eigentlich genau ? Nach einer Weile wird mein Beobachten unwichtig und meine Gedanken gehen ihre eigenen Wege: Wofür will ich danken? Worum bitten? Worüber klagen? 

Und irgendwann, wenn ich lange genug sitze, auf dem Teppich, mit kalten Füßen, zwischen den betenden Menschen, dann überkommt mich zwischen zwei Herzschlägen irgendwie so was wie: Frieden im Herzen. 

 

„So ertrage, was sie sagen, und lobpreise deinen Herrn,

bevor die Sonne auf- und bevor sie untergeht, 

zu bestimmten Zeiten von der Nacht, da preise! Und an den Tagesenden.

Vielleicht wirst du zufrieden sein!“ (Der Koran, Sure 20, Vers 130)