Im Winter und besonders jetzt in der Vorweihnachtszeit gehe ich gern spazieren. Eine sehr deutsche Eigenart, wie mir oft gesagt wurde: Bei Wind und Wetter, egal ob es tröpfelt oder stürmt, geht man raus. Das bläst mir neue Gedanken in den Kopf und manchmal auch das ein oder andere schlechte Gefühl aus der Magengrube. Jetzt im Advent ist es gerade in den Nachmittagsstunden eine besondere Zeit, wenn die blaue Stunde anfängt und es überall zu glänzen und zu glitzern beginnt. Dafür muss man nämlich gar nicht auf den Weihnachtsmarkt gehen, im Gedränge seine Bratwurst essen oder sich die Füße in der Langosch Schlange in den Bauch stehen. Wenn ich mal etwas Ruhe vom adventlichen Stress brauche, dem vorweihnachtlichen Planen und einkaufen, dann gehe ich in den Mauerpark. Im Sommer ist der voll von Menschen, die dort entspannten, Sport treiben, grillen oder einfach nur ihre Freunde treffen wollen.
Jetzt im Winter ist er leer, hier gehen viele eher schnell durch, wollen schnell zur Tram auf der einen Seite des Mauerparks oder in die Wohnsiedlungen auf der anderen Seite. Der Mauerpark ist quasi nur noch ein Transitort im Winter. Verweilen tut hier kaum einer.
Also spaziere ich neben den Hunde-Gassi Gängern durch den Mauerpark und genieße die Ruhe. Wenn es dunkel wird, kann man in das ein oder andere Fenster der anliegenden Wohnungen sehen. Da glitzert eine Lichterkette, etwas weiter hinten blinkt es kräftig vom Balkon runter und ein Weihnachtsmann an einer Leiter hängt oder baumelt eher gesagt herunter. Aus anderen Fenstern kann man schon die Spitze eines Tannenbaumes erkennen, mit einem Stern ganz oben drauf.
Es erinnert mich immer an ein Gedicht, was ich in der Schule im Advent auswendig lernen musste:
Allüberall auf den Tannenspitzen
sah ich goldene Lichtlein blitzen.[1]
Das Gedicht erzählt auch von einem Spaziergang, allerdings nicht durch einen Stadtpark, sondern einen Tannenwald. Es ist Knecht Ruprecht, der da mit dem Christkind spricht, das ihn erinnert bald ist Weihnachten. Bald kommt es das Licht für die Welt. Zur Erinnerung sind da überall kleine Lichter entzündet in den Fenstern und Häusern, die uns Vorfreudig Stimmen auf das Wunder von Weihnachten.
Ich bin als Licht in die Welt gekommen, damit jeder, der an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibt.
Die Bibel, 1. Johannesbrief 1,9
[1] Knecht Ruprecht (von Theodor Storm), in: https://www.tagesspiegel.de/kultur/weihnachtsgedicht-knecht-ruprecht-von-theodor-storm-8852878.html