Zwischen alten Villen, modernen Instituten und stillen Bibliotheken liegt ein besonderer Raum: ein Ort des Denkens – und der spirituellen Zwischenräume. Für manche ist Dahlem wahrscheinlich eher ein Ort von Abschlussprüfungen und Vorlesungsvorbereitung. Im Moment ist die Uni in Dahlem noch ruhig – wenig Betrieb, wenige Studierende. Stattdessen war es der Forschungscampus, der meine Aufmerksamkeit zog. Dieser Ort versteht sich als lebendiges Netzwerk, an dem vielfältige Perspektiven und Fachrichtungen zusammenkommen, um gemeinsam neues Wissen über die sichtbaren und unsichtbaren Kulturen zu erschließen.
Und in den letzten zwei Wochen war es vor allem spirituelles Wissen, das hier seinen Raum fand. Denn der Forschungscampus war einer der Orte der Muslimischen Kulturwoche, die in diesem Jahr zum fünften Mal stattfand – nicht nur in Dahlem, sondern in ganz Berlin. Viele Orte luden ein: zu Workshops über Kaffeekultur und Kalligrafie – oder zu Führungen durch Moscheen.
Und genau hier, am Ort des Wissens und der Sammlungen, konnte ich Vorträgen lauschen zu großen Fragen wie: „Was passiert nach dem Tod?“ oder: „Gibt es wirklich ein Jenseits?“ oder einfach mal durch die Ausstellung des Kinder Malwettbewerbs streifen.
Als gebürtige Berlinerin und Neuköllnerin war für mich die muslimische Religion immer Teil meines Alltags. Klar, die christlichen Traditionen prägten unser Zuhause – durch Feste und Rituale – Alltagsgewohnheiten. Aber mein Umfeld und Freundinnen nahmen mich mit in ihre Kultur und zeigten mir ihre muslimischen Bräuche und natürlich ihr Essen. Wie wertvoll dieser frühe Austausch war, habe ich erst spät verstanden. Und doch bin ich bis heute neugierig geblieben. Immer offen für neue Perspektiven. Für die vielen Seiten muslimischer Kulturen, die ich noch nicht kenne. Was für ein schöner Anlass also, am letzten Tag der Muslimischen Kulturwoche noch einmal einzutauchen – und vielleicht etwas davon mit in den Alltag zu nehmen. Die Muslimische Kulturwoche macht sichtbar, was längst da ist: muslimische Stimmen, Fragen, Kunst, Literatur und Spiritualität – als integraler Teil unserer gemeinsamen Gegenwart in dieser Stadt.
“Seid in herzlicher Liebe miteinander verbunden, gegenseitige Achtung soll euer Zusammenleben bestimmen.”
Die Bibel, Brief an die Römer 12,10