24.12
2024
20:00
Uhr

Weihnachtsansprache von Christian Stäblein

Guten Abend, liebe Hörerinnen und Hörer, 
eine frohe Weihnacht, dass sie jetzt ist, ich grüße Sie! 

Nun liegt womöglich doch eine Kerze mit einer roten Schleife um das gelbe Bienenwachs gebunden vor der Tür. Ach, die guten Nachbarn aus dem fünften Stock. Hatten wir nicht gesagt, dieses Jahr schenken wir uns nichts?! – Schon gar nicht Dubai-Schokolade, die ja überall gehypt ist. Erstaunlich, welcher Luxus bei allem Sparzwang, aber ist ja auch Ausdruck eines Festes: der Überfluss – auch wenn nur klein. Genießen wie das Fest überfließt. Und seien es Pistazien. Warum nicht. – Also eine Kerze mit einer roten Schleife. Später noch anzünden dieses kleine, feine, schöne Geschenk. Mit ihm das flackernde Licht sehen an diesem Abend, in dieser Nacht. Weihnacht ist. 

Das Geschenk der Kerze sagt da ja dreierlei. Zum ersten: Es ist Licht. Und Das Licht bleibt. Seit der Schöpfung, seit dem Anfang, seitdem aus dem Nichts etwas geworden ist und in die Dunkelheit das Licht gekommen, ist es geblieben. Zu Weihnachten gehen wir an diesen Anfang der Schöpfung zurück, spüren das Glück, Teil dieser Schöpfung zu sein. Bei allen großen Herausforderungen ist das Licht des Schöpfers doch geblieben, strahlt hell an diesem Abend. In den letzten Wochen haben wir deshalb die Straßenzüge hell gemacht. Am Ende findet sich in all dem eine Kerze, ein flackerndes Licht, das uns das Behüten der Schöpfung, allen Lebens vor Augen führt. Gott war, Gott ist, Gott bleibt. Sein Licht bleibt. Heut schließt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis heißt es in einem der Weihnachtslieder. Das Licht steht für diese Erinnerung an den Anfang. 

Zum zweiten. Die Kerze erinnert uns in dieser Nacht auch an Vergehen und Werden von Leben. Wir denken an die, die nicht mehr da sind. Der Tod gehört zu diesem Leben und mit ihm Trauer und Schrecken, die er verbreitet, wir wissen das. Erst recht in einer Welt, die derzeit ist wie sie ist. Für die Gestorbenen also das Licht. Und für die, die geboren werden, dieses Licht. Das ist in dieser Weihnacht ja besonders nah. Es ist das Fest der Geburt, das Fest, das sagt: Gott lässt das Leben nicht im Tod, nicht in der Hoffnungslosigkeit. Gott lässt Leben neu werden. Ich finde das tröstlich gerade im Blick auf alle, die das Gefühl haben, Weihnachten müsste man machen oder durch allerlei gute Dinge – Geschenke, Essen, Glitzer, Opulentes – retten, wenn schon sonst nichts gut scheint. Weihnachten müssen wir nicht retten, denn der, der da kommt, rettet uns. Aus dem Tod ins Leben. In neues Leben. Das Licht der Kerze, das flackert, steht dafür. 

Zum dritten. Die Kerze mit der roten Schleife um das Bienenwachs erinnert mich daran, dass das Leben geschenkt ist. So wie die Kerze ein Geschenk, so das Leben. Und so wie das Licht der Kerze, dass ja wird, in dem sich die Kerze selbst verzehrt. Gott gibt sich hin, seine Liebe brennt für uns. Er kommt in diese Welt. Und die wird licht und hell, gerade, wo es dunkel ist. Ein unverhofftes Geschenk, für das wir – bei aller Vorbereitung – am Ende gar nichts tun können, jedenfalls nichts dafür, dass wir es spüren und begreifen. Eine Kerze vor der Tür. Oder im Fenster. Oder am Baum. Ein Licht, das aufflackert wie ein Signal: Gott war, Gott ist, Gott bleibt, in dieser Nacht geboren. Licht vom Licht für Dich. Zum Weiterschenken an alle, die darauf warten, die es ersehnen, ja brauchen. Frohe Weihnacht wünsche ich Ihnen!