Pünktlich zum Ferienbeginn musste ich an eine Szene denken, die ich letztes Jahr in Lichterfelde beobachtet habe: Eine Familie beim Autopackstress. Koffer, Taschen, Luftmatratzen – alles muss rein. Die Kinder streiten, der Vater flucht leise, die Mutter bringt die nächste Kiste. Die Ferien beginnen – aber von Urlaubsstimmung keine Spur.
Sie kennen das sicher: Wir sehnen uns das ganze Jahr nach Erholung, und wenn es soweit ist, sind wir erstmal völlig gestresst.
Dabei zeigt uns schon die Bibel: Ruhe ist heilig. Als Gott die Welt erschuf, ruhte er am siebten Tag. Nicht weil er müde war – sondern um uns zu zeigen: Ruhe gehört zur Schöpfung dazu. Sie ist kein Luxus, sondern Notwendigkeit.
Eine Mutter sagte mir mal: „Wissen Sie, was das Schwerste im Urlaub ist? Dass alle erwarten, dass ich weitermache wie zuhause. Frühstück machen, Ausflüge planen, an alles denken. Wann habe ich mal Urlaub?"
Da hat sie recht. Jesus würde vielleicht sagen: Teilt euch die Aufgaben. Auch die Jünger mussten lernen, füreinander zu sorgen. Vielleicht machen im Urlaub mal die Kinder das Frühstück und der Partner plant den Ausflug – damit alle zur Ruhe kommen können.
Letztes Jahr traf ich am Wannsee eine Familie. Statt Mittelmeer hatten sie sich für Berlin entschieden. „Hier haben wir Zeit füreinander“, sagte der Vater. „Gestern haben wir stundenlang Karten gespielt und meine Tochter hat mir ausführlich von der Schule erzählt – das erste Mal seit Monaten!"
Vielleicht ist das der tiefere Sinn der Ferien: Nicht die Flucht vor dem Alltag, sondern die Rückkehr zu dem, was wirklich zählt. Zeit für die Familie. Zeit für ein gutes Buch. Zeit für ein Gebet. Zeit, um in der Schöpfung Gottes Handschrift zu entdecken.
Jesus zog sich immer wieder zurück. Auf einen Berg, in die Wüste, in einen Garten. Er wusste: Nur wer zur Ruhe kommt, kann neue Kraft schöpfen. Nur wer loslässt, kann empfangen.
Also: Lassen Sie in diesem Sommer ruhig mal alle Fünfe gerade sein. Die Welt dreht sich weiter, auch wenn wir nicht erreichbar sind. Vielleicht begegnet Ihnen Gott ja gerade dort – zwischen Sandburg und Eiswaffel, zwischen Mittagsschlaf und Abendspaziergang.
Ob Sie nach Mallorca fliegen oder im Schrebergarten bleiben – ich wünsche Ihnen Ferien, die mehr sind als nur Urlaub. Ferien für die Seele.
Einen gesegneten Sommer!