Ein Bauarbeiter in einem orangefarbenen Sicherheitshelm und -weste hält ein Funkgerät in der Hand. Im Hintergrund sind Krananlagen silhouettiert, während die Sonne im Horizont untergeht und eine goldene Lichtstimmung erzeugt.
05.07
2025
08:40
Uhr

Bruder Sonne – Schwester Mensch

Wort des Bischofs

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,

am Ende dieser Woche ist ein starker Impuls in mir, einmal richtig Danke zu sagen. Danke an all die Menschen, die in der Hitze dieser Woche weiter gemacht haben. Die Pflegerinnen und Pfleger etwa in nichtklimatisierten Altenheimzimmern. Danke, dass Sie da waren. Die Feuerwehrleute, die in der Hitze noch löschen mussten, in Brandenburg vor allem. Ganz real gab es zu löschen und manchmal dazu auch noch übertragen: überhitzte Gemüter kühlen. Danke, dass Ihr alle da seid und bleibt. Ihr, die Ihr die vielen Baustellen in der Stadt weiter voranbringt da, wo der Asphalt schmilzt. Und Ihr, die Ihr in Studios und Sendern weiter Programm macht, damit wir nicht nur noch Hitzebläschen denken. Danke für Ihr und Euer Engagement und jetzt habe ich sicher eine Menge vergessen zu nennen. Helferinnen und Helfer für Obdachlose, die Mineralwasser und Sonnenschutz austeilen. Öffnerinnen und Öffner für kühle Kirchen als Orte der Zuflucht. Und alle, die einfach jetzt besonders achten auf die, denen die enormen Temperaturen besonders zusetzen. Die eine helfende Hand und Schatten und Wasser anbieten. Oder nur ein gutes Wort, auch das brauchst Du, gerade in der Hitze. Cool. Worte können durchaus kühlen. 

Also einmal innegehalten und Danke sagen. Bevor dann ja auch wieder in den Blick kommt, was uns alle bewegt und hier und da noch mal anderen Schweiß auf die Stirn treibt:

Was von diesen Wetterkräften ist Klimawandel? Wie kriegen wir die stete Erderwärmung gestoppt? Dass wir umsteuern müssen, wissen wir, lange schon. Dass wir dabei auch sehen müssen, dass in vielen Ländern die Katastrophen – Hunger, Dürre – noch ganz andere sind, aber unser Umweltumgang verantwortlich ist, dass das irrsinnig und ungerecht ist. 

Schließlich, und das ist mir wichtig: Umdenken und Umsteuern in der Schöpfung fängt mit Danken an. Weil es die Haltung zu allen und allem in mir verändert, verwandelt. Im Danken steckt, dass diese Welt eben nicht eine Sache ist, die wir besitzen und halt verbrauchen können. Sondern dass sie Gottes Schöpfung ist, erhaben, in der wir als Mitgeschöpfe sein und leben dürfen, nicht herrschend darüber, sondern mittendrin und miteinander.

Vor ziemlich genau 800 Jahren, 1225 wohl, soll Franz von Assisi seinen berühmten Sonnengesang verfasst haben, ein Lobpreis wie aus dem Mund der Sonne selbst, Bruder Sonne, wie Franz von Assisi sie nennt. Er preist in diesem Gebetsgesang die Mitgeschöpfe und Elemente, Wind, Feuer, Erde, Luft, das Leben und den Tod, Blumen, Kräuter, Tiere. Und mittendrin heißt es: Gelobt seist du, mein Herr, für jene, die verzeihen um deiner Liebe willen. Selig, die ausharren in Frieden, denn du, Höchster, wirst sie einst krönen. Worte aus dem Sonnengesang. Ein Loblied auf die Schöpfung. Und mittendrin wir: Bruder und Schwester Mensch.