Letzte Woche fragte mich ein Taxifahrer: „Was ist eigentlich Fronleichnam? Hier ist ja kein Feiertag…“ Eine berechtigte Frage in Berlin, wo der kommende Donnerstag ein ganz normaler Arbeitstag ist.
Fronleichnam – das klingt erstmal merkwürdig. „Fron" bedeutet „Herr" und „Leichnam" meinte früher den lebendigen Leib. Es geht um den Leib Christi, um die Eucharistie, die wir Katholiken als Wirklichkeit Jesu feiern. Aber warum gehen wir damit auf die Straße?
Ein Freund erzählte mir kürzlich: „Ich traue mich kaum noch zu sagen, dass ich Christ bin. Bei der Arbeit, im Sportverein – überall ernte ich komische Blicke." Kennen Sie das Gefühl? Dass der Glaube zur Privatsache geworden ist, die man besser für sich behält?
Genau hier setzt Fronleichnam an. Wir tragen Christus hinaus – aus den Kirchen auf die Straßen und Plätze unserer Stadt. Wir zeigen: Unser Glaube gehört nicht nur in den geschützten Kirchenraum. Er gehört mitten ins Leben, dorthin, wo Menschen arbeiten, einkaufen, sich treffen.
Am kommenden Donnerstag, dem 19. Juni, werden wir das wieder tun. Um 18 Uhr feiern wir auf dem Bebelplatz einen großen Freiluft-Gottesdienst mit mehreren tausend Menschen. Ausgerechnet dort, wo 1933 Bücher verbrannt wurden, wo Geist und Kultur mit Füßen getreten wurden. Heute tragen wir dorthin das Evangelium – die Botschaft der Liebe, der Versöhnung, der Hoffnung.
Jesus hat gesagt: „Ich bin das Brot des Lebens." Er will nicht nur sonntags in der Kirche sein. Er will bei uns sein im Alltag, in unseren Sorgen und Freuden, in unserer Arbeit und Freizeit. Fronleichnam erinnert uns daran: Christus geht mit uns – auch durch die Straßen Berlins.
In einer Zeit, in der viele Menschen nach Halt und Orientierung suchen, ist das ein starkes Zeichen. Wir verstecken uns nicht. Wir stehen zu dem, was uns trägt. Friedlich, fröhlich, einladend.
Auch wenn Sie nicht katholisch sind – kommen Sie doch vorbei! Donnerstag, 18 Uhr, Bebelplatz. Erleben Sie, wie aus vielen Einzelnen eine große Gemeinschaft wird. Wie mitten in Berlin der Himmel die Erde berührt.
Der Taxifahrer übrigens? Der sagte am Ende: „Interessant! Vielleicht schaue ich mal vorbei."
Ich würde mich freuen, auch Sie an Fronleichnam zu sehen. Ihnen ein gesegnetes Wochenende!