Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,
es ist Grüne Woche in Berlin. Die Landwirtschaftsmesse gehört alljährlich zum ersten Monat des Jahres, gut so. Sie erinnert gleich zu Jahresbeginn, dass wir auf die Grundlagen unseres Lebens mehr achten müssen: Schöpfung und Ernährung, Tiere als unsere Mitgeschöpfe, das alles braucht mehr Beachtung inmitten der Klimakrise mit ihren katastrophalen Folgen und Begleiterscheinungen von Trockenheit und Hitze weltweit – wer ist nicht schockiert von den Bildern aus Los Angeles und in Sorge, wenn der Blick nach Brandenburg geht, wo Tiere und Landwirte leiden unter der sich ausbreitenden Seuche. Grüne Woche also, zu Beginn des Jahres als Ort, wo diese Dinge in den Blick geraten und Ideen geteilt werden. Wir werden das auch morgen in einem Gottesdienst in der Gedächtniskirche tun, den wir gemeinsam mit Politik und jungen Landwirtinnen und Landwirten feiern.
Grüne Woche: Erinnern Sie sich noch? Vor einem Jahr standen die Landwirtinnen und Landwirte vorm Brandenburger Tor und haben protestiert. Kräftig und laut. Haben Autobahnen mit Traktoren blockiert, um darauf aufmerksam zu machen, dass grundlegende Dinge schieflaufen, ja, wie die übersehen werden, die für die elementaren Dinge unseres Lebens sorgen: Brot. Milch. Butter. Hat der Protest genützt? Nicht genug – gleichwohl wird man sagen können, dass das Bewusstsein gewachsen ist für die, die in der täglichen Arbeit oft der Schöpfung am nächsten sind, aber nicht selten wie die Letzten in der Wertschöpfungskette behandelt werden. Grüne Woche. Grün ist die Farbe der Hoffnung. Hoffnung, das weiß die Bibel, ist aber nicht ein Vertrösten, sondern wer hofft, fängt an, die Dinge, die falsch laufen, zu verändern.
Prüfet alles und das Gute behaltet. Das ist das biblische Motto über diesem Jahr. Wie das geht, kann man vielleicht besonders gut lernen aus der Landwirtschaft. Der Streit um den richtigen Weg zwischen denen, die auf konventionell setzen und denen, die den Bio-Weg gegangen sind, ist zuletzt immer mehr in ein undogmatisches „Prüfet alles und das Gute behaltet“ übergegangen. Immer mehr, die sagen: Ich gucke, was den Tieren als Mitgeschöpfen am meisten guttut, etwa die sogenannte Muttertierhaltung, bei der Jungtiere nicht nach der Geburt separiert werden. Ich gucke, was am meisten hilft, dass der Boden nicht auslaugt. Und was die Diversität erhält und erhöht. Prüfet alles und das Gute behaltet, damit unsere Schöpfung bewahrt wird. Lassen wir uns dabei nicht gegeneinander aufhetzen, nicht einreden, dass wir die Energie des Windes und der Sonne nicht unbedingt nutzen sollten. Grüne Woche für eine große Schöpfung. Und für ein gutes Miteinander im Wettbewerb um die richtigen Wege. Wir sind als Menschen mit den Tieren aufeinander angewiesen in der Einen Welt und der Einen Schöpfung. Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag.