Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer,
da will man ein paar Regale in der frisch bezogenen Wohnung anbringen und muss sich erst auf die Suche nach stromführenden Leitungen machen. Das kennen Sie wahrscheinlich. Zum Glück gibt es empfindliche Prüfgeräte, die piepen, wenn sie irgendwo eine Leitung mit Strom aufgespürt haben.
Mit dem neuen Jahr ist es ein bisschen wie mit einem neuen Haus. Die Wände der neuen Zeit mit der Zahl 2025 sind noch ganz frei. Allerdings hilft es, zu prüfen, zu checken also, wo ich was an- und unterbringe. Im neuen Jahr geht das nur nicht so leicht wie bei Hauswänden: wo ich eine Art Prüfmessgerät an die kommenden Monate halten und dann entscheiden könnte, wo ich lieber kein Risiko eingehe. Aber keine technische Hilfe nimmt mir das Selbstdenken ab.
Seit über 90 Jahren gibt es alle 12 Monate ein neues biblisches Motto für christliche Gemeinden. In diesem Jahr kommt es aus einem Brief, den der Apostel Paulus vor 2000 Jahren an eine kleine Gemeinde in Thessaloniki geschrieben hatte. Er rät den Menschen: „Alles prüft, das Gute aber haltet fest.“ Klingt ein bisschen wie ein Lernsatz im Journalismus: Check, Re-Check, Double-Check. Leuchtet ein! - Besonders in Zeiten, die ständig künstlich also digital generierte Antworten produzieren. Die entpuppen sich manchmal erst auf den zweiten Blick als echter Blödsinn.
Und auch Paulus weiß, dass für die Gemeinde der Wind nicht von hinten wehte. Also: Was steht uns noch bevor? Die ersten Christen waren nicht die Letzten, die sich das besorgt gefragt hatten. Aber diese damals kleine Gruppe stand unter Verdacht, politische Ziele zu verfolgen, weil sie Jesus einen König und Retter nannte. Sowas macht vor allem Despoten misstrauisch. Die Sache war riskant. Den ersten Christen war es das wert. Ihre Hoffnung auf eine Welt, in der sich Gutes durchsetzt und Böses überwunden wird, war stärker. Das wollten sie teilen und in einer Gemeinschaft leben, in der nicht das Recht des Stärkeren siegt, sondern Wahrhaftigkeit und Mitmenschlichkeit. Jesus hatte jedenfalls nie behauptet, ein Herrscher wie ein römischer Kaiser zu sein. Unterstellt wurde es ihm aber. Solche Unterstellungen können zur Waffe werden, die sich gegen Menschen richtet. Paulus hat im Brief etwas getan, was nicht nur für die ersten Leser hilfreich war. Freundlich und klar bittet er die Menschen um Wesentliches: Bitte, tragt, die schwach geworden sind, bitte seid geduldig mit allen. Seht zu, dass ihr euch nicht gegenseitig Böses mit Bösem heimzahlt. So zu bitten, wirkte besser als jede Ansage von oben herab. Bitten hilft - meistens. Und darum auch meine Bitte zum Jahresbeginn: Lass dich nicht dazu verführen, Parolen oder Meinungen nachzuplappern. Halte dein inneres Messgerät, halte dein Herz an die Worte und schau, ob sie verachtend und kalt oder freundlich und zugewandt. Und behalte das Gute.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Start ins neue Jahr.