31.08
2024
08:50
Uhr

Schulanfang

Guten Morgen, liebe Hörerinnen und Hörer, 

heute bringe ich zwei Dinge zusammen, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen: der bevorstehende Schulstart und die anstehenden Landtagswahlen. Montag beginnt in Berlin und Brandenburg die Schule. Sie ist ja erster Lebens- und Bildungsort für alle, von denen wir gerne sagen, dass sie unsere Zukunft und mindestens genauso unsere Gegenwart sind: die Kinder und Jugendlichen. Dass sie Fähigkeiten entwickeln, die ihnen lebenslang ermöglichen, diese Welt immer neu zu gestalten, davon lebt unsere Gesellschaft, davon lebt sie erst recht in Zeiten großer Transformation. Dabei spielt der Religionsunterricht keine kleine Rolle, in dem Respekt und Achtung vor dem Leben und allen Geschöpfen eingeübt wird. Religionsunterricht ist Friedensunterricht, sowohl was Schöpfungsbewahrung als auch das Miteinander mit anderen Menschen und Religionen angeht. 

Und zugleich ist die Schule wichtiger, zentraler Lernort für Demokratie. Dass man Menschen zuhört, dass man andere Meinungen aushält – und das meine ich so elementar, wie es klingt: andere Meinungen wirklich aushalten und sogar als Bereicherung empfinden ist viel schwerer, als wir oft sagen – all das gehört zu den Fundamenten unserer Gesellschaft. Empörung ist heute ja gängig und wird leider im Überfluss wie Currysoße in Berlin ausgegeben, aber ständige Empörung und Beschimpfung vergiften den so nötigen Austausch in unserem Miteinander. Die Schule ist dabei der Ort, an dem all die Facetten der Kommunikation in guter, weil verabredeter, reflektierter Weise ausprobiert werden – und die Wirksamkeit von Beteiligung als Urmotiv der Demokratie entdeckt werden kann. Das ist die beste Schule dafür, dass nicht Extremismus und Populismus die Oberhand gewinnen, nicht einfache Scheinlösungen, sondern differenzierte Sachauseinandersetzung. 

Mancher wird jetzt vielleicht sagen: ach, da wird der Schule aber wieder viel aufgebürdet, was soll sie noch alles machen?! Nun, das Gute ist: Sie praktiziert diese demokratische Bildung und Einübung auf sehr selbstverständliche Weise. Das ist Grundlage aller guten Bildung: Achtsamkeit, Hörfähigkeit, Kraft zur Differenzierung. Ausgleich. Das sind die wichtigen Grundhaltungen. Im Glauben werden sie noch ergänzt um die Vollzüge Bitten und Danken. Was bedeutet das? Weil wir nicht alles aus uns selbst haben und machen können, gehört das Bitten – gerade auch Gott bitten – zum Leben von Anbeginn dazu. Und Danken, danken auch: denn die schönsten und größten Dinge haben wir oft nicht selbst gemacht, sondern selber empfangen. Liebe, zum Beispiel. Das Leben selber. Die Menschen um uns. Die Schöpfung. All das verpflichtet uns zu verantwortlichem Umgang damit – dazu zähle ich das Wählen gehen. Ich wünsche Ihnen einen guten Sonntag!