Es ist Sommer in Berlin und Brandenburg. Auch jenseits des Urlaubs laden Orte in unserer Umgebung dazu ein, dem Alltag zu entfliehen – Andersorte, die uns aufatmen lassen, an denen wir in eine andere Umgebung eintauchen können.
Ich halte mich seit einigen Jahren sehr gern auf Friedhöfen auf, auch wenn ich niemanden kenne, der dort begraben liegt. Für mich sind Friedhöfe Orte, die – wie es der Name schon sagt – einen tiefen Frieden ausstrahlen.
Kürzlich war ich in Kreuzberg im Bergmannkiez eingeladen und eine halbe Stunde zu früh dran. Schon beim vorherigen Besuch hatte ich mich gefragt, was sich wohl hinter den Mauern des Alten Luisenstädtischen Friedhofs verbirgt. Nun wollte ich es herausfinden. Ich lief eine Weile den Weg entlang, links und rechts einzelne Gräber. Um die Inschriften der Grabsteine lesen zu können, habe ich den Weg immer wieder verlassen. Ein Name, vielleicht ein Geburtsort, Jahreszahlen, manchmal ein Bibelvers oder ein Hinweis auf den Beruf, der das Leben dieses Menschen prägte. Ob es wohl ein glückliches war? Welche Lebensgeschichten sich wohl hinter den Gräbern verbergen? Ob es noch Menschen gibt, die sich erinnern?
An vielen Orten gibt es Führungen, die dazu einladen, die spannenden Biografien der Bestatteten und die Ruhestätten berühmter Personen zu entdecken.
Friedhöfe sind für mich Orte, an denen ich mich verbunden fühlen kann mit denen, die vor mir waren. Mit Menschen, die an diesem Ort gelebt und hier ihre letzte Ruhe gefunden haben. Der Glaube daran, dass ihr Leben wie auch meines in Gottes Hand geborgen ist, tröstet mich. Unter ihnen darf auch ich heute für eine Weile die Ruhe dieses Ortes genießen, dem Rauschen des Windes in den Bäumen zuhören und dem Singen der Vögel – bevor ich wieder hinaustrete in den Lärm der Stadt. Ich komme gern wieder.
Sicher gibt es einen Friedhof auch in Ihrer Umgebung. Vielleicht haben Sie Zeit und Lust, heute einen Moment dort zu verweilen?