17.06
2024
06:50
Uhr

Ulrike Liedtke – Landtagspräsidentin Brandenburg

Demokratie – ein abstraktes Wort? Uralt, von Griechen einst erprobt, noch ohne Beteiligung der Frauen? Was bedeutet das eigentlich und warum ist es gut für uns? Das wurde ich in letzter Zeit des Öfteren gefragt, wenn ich mit Schülergruppen ins Gespräch kam. Und wo ist sie, diese Demokratie, wenn Hass und Hetze durch die social-media- Kanäle möglich sind, Plakate beschmiert und Streit zur Prügelei ausufert? 

Diese Demokratie ist eben nicht gottgegeben, kann uns nicht als Schirm beschützen, sie kann sogar arg nach rechts abrücken. Die Demokratie sind wir selbst - in unserem Alltag, in unserem Handeln und im Miteinander mit Familie, Freunden, Nachbarn, mit Menschen, denen wir begegnen. Das wichtigste: Demokratie gibt uns Freiheit! Freiheit, seine Meinung zu sagen, auf die Straße zu gehen und für sich und die Rechte anderer einzustehen. Es gibt keine Zensur. Wir alle haben die Möglichkeit, unsere Stimme zu erheben, mitzugestalten und für Veränderungen einzutreten. Demokratie funktioniert von unten nach oben: Wir müssen uns zuerst im Kleinen – in unserer Stadt, in unserer Kommune – einbringen und politische Entscheidungen zum Wohle unserer Gesellschaft treffen. 

Wir müssen uns neu verständigen über die Zukunft der Demokratie, wie wir sie anwenden, wie wir sie verteidigen - in den Parteien, in den Wahlkreisen, im Parlament, auf dem Marktplatz, auf Theaterbühnen, am Küchentisch. 

Es kommt darauf an, junge Menschen zu gewinnen, um demokratische Strukturen und Prozesse zukunftsfähig zu machen. Demokratie ist mehr als ein politisches System – sie ist das Fundament unserer Gemeinschaft und unserer Freiheit. Was kann die Kirche und der Glaube in diesem Zusammenhang bewirken? Sie gibt uns Halt und Sicherheit, das richtige zu tun. Und: sie geht auch neue Wege: mit der aktuellen Kampagne „Gemeinden zeigen Haltung“ engagiert sich Kirche mitten in der Gesellschaft. Damit wird sie greifbar, auch für Menschen, die vielleicht ihren Glauben über die Jahre verloren haben. 

Ich weiß: nicht alle sind immer zufrieden mit dem, was die Parlamente beschließen und die Regierungen tun. Kritik gehört zur Demokratie. Wir können nicht in allen Fragen einer Meinung sein. Aus sachlich-konstruktiver Kritik erwachsen bessere Lösungen.

Demokratie ist kein abstraktes Wort, sie ist konkret.