22.02
2024
06:50
Uhr

Ein Anruf genügt

Ich bekam einen Anruf: „Mein Vater liegt im Sterben. Könnten Sie nochmal vorbeikommen?“ Als ich ins Altenheim kam, erwartete mich ein junger Mann vor dem Zimmer, in das ich gehen sollte. Er bedankte sich für das schnelle Kommen und erzählte mir ein paar Details zu seinem Vater und dass es sicher nicht mehr langer dauern werde… mit dem Tod.

Ich ging hinein zum dem Herrn, der im Bett lag. 

Ich sagte, dass ich der Priester sei. Er nahm meine Hand und hielt sie ganz fest und schaute mich an. Sein Atem war kurz und laut. Dann betete ich, salbte ihn und saß einfach eine ganze Weile still neben ihn. Er schlief ein… und atmete weiter - aber ruhig.

Draußen vor dem Zimmer bot mir der junge Mann, den seine beste Freundin begleitete, einen Kaffee an und wir kamen ins Gespräch.

„Ich habe mich eigentlich von der Religion verabschiedet und hatte auch kein leichtes Verhältnis zu meinem Vater“, sagte er. „Aber nun, da er im Sterben liegt, haben wir uns versöhnt und ich dachte, dass es gut wäre, einen Priester zu rufen. Mein Vater ist katholisch getauft, kein großartiger Katholik, aber getauft. Daran erinnere ich mich.“

Es folgte ein kurzes Gespräch über Gott und die so wichtigen Wendepunkte im Leben - von der Geburt bis zum Tod. Und „ja“, meinte er, „wenn ich richtig überlege, sind solche Momente so entscheidend, dass es da etwas Höheres braucht, vielleicht Gott, um das bestehen zu können.“ 

Wir verabschiedeten uns mit dem Austausch unserer Telefonnummern und meinem Angebot jederzeit noch einmal zu kommen. Auch ein paar Worte zu einer Beerdigung fielen noch. 

Ich liebe tatsächlich solche Gespräche und Besuche. Wenn, wann nicht bei Geburt, Krankheit und Tod, sollten wir als Seelsorger ansprechbar sein. Ich hatte Glück. Der Sohn dieses sterbenden Mannes hatte gesucht, wo die nächstliegende katholische Gemeinde ist. 

Vielleicht kommen Sie, liebe Hörerin, lieber Hörer, selbst einmal in diese Situation. Mein Wunsch wäre: Scheuen Sie sich nicht, den nächstliegenden Pfarrer anzurufen. Ich habe noch nie von einem Kollegen oder eine Kollegin gehört, die nicht kommen würden, ob nun zu Getauften oder Nicht-Getauften.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Tag.