Im Frühling durfte ich wieder am Meer sein.
Es war herrlich. Ich liebe das Meer
Seine Ewigkeit und Weite.
Mit Pfarrkolleginnen, die in diesem Jahr sechzig werden
Durfte ich an einem berufsbiographischen Inselkolleg
Teilnehmen. Das war spannend und:
Hatten wir nicht gerade eben erst
Examen gemacht?
Ach nein ist das schon 35 Jahre her?
Die Zeit - wo ist sie geblieben -
Vergangen und das ewige Meer hat Zugesehen
Und alles hatte seine Zeit - Lachen und weinen
Eine Kollegin macht mir ein besonderes Geschenk. Sie lernt Gedichte
Und eines kannte ich noch nicht -
Von Erich Fried
Am Meer
Wenn man ans Meer kommt
Soll mach zu schweigen beginnen
Bei den letzten Grashalmen
Soll man den Faden verlieren
Und den Salzschaum
Und das scharfe Zischen des Windes einatmen
Und ausatmen
Und wieder einatmen
Wenn man den Sand sägen hört
Und das Schlurfen der kleinen Steine
In langen Wellen
Soll man aufhören zu sollen
Und nicht mehr mehr wollen wollen nur Meer
Nur Meer[1]
Kommen Sie gut durch die Nacht! Gott segnet Sie!
[1] Erich Fried, Gesammelte Werke in vier Bänden, Band 1. Klaus Wagenbach Verlag 1998, S. 329f.