In der Mitte Frankreichs liegt das Arbeiterstädtchen Le Creusot. Es ist eine unspektakulären Gegend, geprägt von Rinderzucht und Stahlindustrie. Dort wurde 1951 Christian Bobin geboren. Das stille Arbeiterkind wuchs zu einem Dichter heran, den es jedoch nie in den Pariser Literaturbetrieb zog. Er wurde in einem Interview gefragt, ob es ihm in Le Creusot nicht langweilig war. Bobin antwortete: „Ich kannte immer das Wunder, das in der Tiefe der Langeweile liegt. Ich kannte dieses Anhalten der Zeit und der Kirchturmuhr, wenn keine Wolke mehr über den gläsernen Himmel glitt, sich nichts mehr bewegte, niemand vorbeikam. Dann kam ich in so einen Zustand des Staunens, dass mein Innerstes verfügbar wurde, für ein Wunder. Und dann sind die Wunder gekommen.“ Christian Bobin lehrt, diese Wunder der Schönheit in den einfachsten Dingen zu entdecken. Der Dichter ist vor drei Jahren verstorben. Er hat uns Worte hinterlassen, die den Blick verändern. Wie das von der Langeweile, die er nie schlechtreden würde, wie er sagte, denn: „Die Langeweile reinigt das Herz!“ Ihnen eine gute Nacht.
Zitiert aus: Radio France Culture Christian Bobin (1951-2022). l’enfance au coeur, gesendet am 15. Dezember 20024