Heute ist der Kirchengemeinde wieder Probe für das alljährliche Krippenspiel. Dieses Mal ist die Geschichte dafür nicht ganz so typisch, sondern überraschend, anregend anders. Inspirierend auch schon für den Advent.
Drei Generationen spielen mit: ein Großvater, seine Tochter und deren Tochter, also die Enkelin.
Das Stück spielt an Heiligabend, kurz vor dem Aufbruch zum Gottesdienst. Vor der geschlossenen Wohnzimmertür warten Mutter und Tochter darauf, dass der Großvater endlich mit dem Schmücken des Weihnachtsbaumes fertig wird. Ungeduldig kommen sie ins Gespräch: War es vielleicht ein Fehler, dem Opa das Schmücken zu überlassen. Sie machen sich Sorgen, weil er seit Omas Tod immer mehr abbaut, vergisst und etwas seltsam wird…
Doch die Enkelin gerät ins Schwärmen: „Er war schon immer – besonders. Das mag ich so an ihm. Keiner kann so vorlesen wie er. Keiner kann so dreckig lachen. Und dabei so warm. Übrigens meinte Opa, er würde den Baum so schmücken, wie er sich das schon immer vorgestellt hat.“
In diesem Moment erklingt aus dem Wohnzimmer die alljährliche Weihnachtsmusik und der Großvater öffnet spannungsreich die Tür: „Tada! Das Warten hat sich gelohnt!“
Und tatsächlich, die Überraschung ist geglückt… Verwirrte Gesichter: „Äh, du merkst schon, dass der Baum auf dem Kopf steht!?“
– „Wieso, auf dem Kopf? Auf wessen Kopf?“
– „Opa! Der Tannenbaum ist verkehrt herum, falschrum.“
Doch der Großvater erwidert: „Nein, der ist genau richtig. So muss der. So hätte ich ihn immer schon aufstellen sollen. Wie konnte ich nur all die Jahre… Weihnachten kann man doch nicht einfach so feiern. Wie ein immer gleiches Ritual.“
Seine Tochter staunt: „Das ist also kein Unfall? Kein Versehen? Du wolltest den Tannenbaum auf den Kopf stellen?“
„Ja, ist das nicht eine großartige Idee? Das ist doch Weihnachten. Alles ist verdreht. Gott stellt die Welt auf den Kopf. Gott wird Mensch. Alles ist neu und anders.“
Die Enkelin wirkt nachdenklich: „Ich weiß nicht, ob ich es verstanden habe, aber außergewöhnlich ist es. Wie das erste Weihnachten.“
Ich bin gespannt, wie dieses Krippenspiel bei den Menschen ankommt. Mir gibt es schon mal Inspiration, kein 08 15 Weihnachten, sondern andersrum.