Der Nikolaus. Er bringt seit Jahrhunderten am 6. Dezember kleine Geschenke, Nüsse oder Apfelsinen. Vielleicht auch Ihnen heute Morgen. Die Tradition geht zurück auf eine alte Sage:
Im 4. Jahrhundert hat ein Nikolaus als Bischof von Myra, in der heutigen Türkei gelebt. Er hatte selbst reich geerbt und war dafür bekannt, seinen Mitmenschen zu helfen. Einmal, so erzählt es die Legende, lebte in Myra ein Vater mit drei Töchtern. Er war so arm, dass er die jungen Frauen nicht ausreichend versorgen konnte, und keinen anderen Ausweg sah als sie wegzuschicken, damit sie als Straßenmädchen ihren Lebensunterhalt selbst verdienten. Als Nikolaus von ihrer Not erfuhr, warf er heimlich in drei aufeinander folgenden Nächten jeweils einen Goldklumpen durchs Fenster der Familie. Damit bewahrte er die jungen Frauen vor Zwangsarbeit und schenkte ihnen die Perspektive auf ein selbstbestimmtes Leben.
Die Tradition von Nikolaus ist nicht nur ein netter Anlass, die Menschen, die ich mag zu beschenken. Sie ist auch ein Anstoß, mich berühren zu lassen, offen dafür zu sein, was andere brauchen, ganz nah oder auch an anderen Ecken der Erde.
Am vergangenen Montag war der internationale Tag zur Abschaffung der Sklaverei. Die Vereinten Nationen beschlossen 1949 Maßnahmen zur Bekämpfung des Menschenhandels und der Ausbeutung von Personen.
Montag, Sklaverei – man könnte meinen, das ist heute doch schon kalter Kaffee…
Gott sei es geklagt, nein. Gerade bei der Kaffeeproduktion ist Kinder- und Zwangsarbeit hochaktuell!
Gleichzeitig sehe ich auch das Engagement vieler Menschen – ähnlich wie Nikolaus – diese unterdrückenden Strukturen aufzubrechen.
Zum Beispiel ermöglichen Spenden die Schulverpflegung für einen Monat in Mosambik oder eine Nähmaschine für eine Frau in der Zentralafrikanischen Republik … Oder hier in Berlin Evas Haltestelle, wo Frauen, die wohnungslos sind oder vom Verlust ihrer Wohnung bedroht sind, einen sicheren Ort haben, an dem sie Ruhe, Austausch und Unterstützung finden können.
Auch Sie kennen sicher die eine oder andere Organisation, der Sie vertrauen.
Manch ein verschenkter Goldklumpen macht uns nicht wirklich ärmer - aber es ist großer Dank an unermüdliche Arbeit dieser Organisationen, nicht nur heute am Nikolaustag.