In diesen Tagen kann man Berlin bei Nacht zum wiederholten Mal in den vielfältigsten Farben hell erleuchtet sehen. Vermutlich werden viele von Ihnen selbst in die Innenstadt Berlins fahren, um sich das ‚Festival of Lights‘ anzusehen und in diese besondere Atmosphäre einzutauchen.
Unzählige Menschen sind unterwegs – es ist voll, noch voller als sonst. Aber die Stimmung ist sonderbar friedvoll. Trotz quietschbunter Animationen keine Hektik, kein Stress und alle sind ganz im Moment unterwegs – erstaunt, verzaubert, berührt.
Das gibt es in der Innenstadt von Berlin eher selten. Was so eine Veränderung durch buntes Licht an Fassaden, die allen Berlinerinnen und Berlinern sehr vertraut sind, erreichen kann! Ich sehe in Berlin selten in so viele freundliche Gesichter, wie in diesen Tagen – mache fast strahlend …
Das lässt mich hoffen. Hoffen, dass es in unserer großen Gemeinschaft, die so oft aus den Fugen zu geraten scheint und die gefühlt manchmal nur Einzelne mühsam zusammenhalten – dass es in dieser Gesellschaft ein verbreitetes und ernstgemeintes Sehnen gibt. Ein Sehnen nach Licht und Buntheit, nach sichtbarer Freude und Leichtigkeit. Vielleicht und hoffentlich auch ein Sehnen nach Frieden und einem guten Miteinander.
Das Bild der Farben passt da ziemlich gut: So vielfältig die Farben des Lichtes sind, so vielfältig dürfen unsere Ansichten, Wünsche, Meinungen und Einstellungen sein. Sobald aber eine Farbe andere überlagert und sie vielleicht sogar verdrängt, ist von dem strahlend schönen und harmonischen Farbenspiel – wie an den Fassaden Berlins – nicht mehr viel zu sehen.
Das ‚Festival of Lights‘ wird irgendwann wieder abgebaut – ein Event in der Hauptstadt, wie viele andere im Jahr auch. Die Sehnsucht aber darf bleiben – mal leise und versteckt in uns drin, mal sichtbar und ausgesprochen.
Warum geben wir ihr nicht nach und machen uns selbst unser ganz persönliches Lichterfest? Jeden Tag neu – so wie wir es brauchen und aushalten können.