Gestern war einer meiner Lieblingsfeiertage! Der Tag der Deutschen Einheit ist mit Sicherheit der Tag, der mein Leben am nachhaltigsten verändert hat, ohne dass ich das vor 34 Jahren ahnen konnte.
Natürlich weiß ich nicht, wie mein Leben in der DDR weiter verlaufen wäre.
Ich war ein glückliches Kind, noch jung, als die Mauer fiel. Aber ich hatte Wünsche und Träume, von denen ich nicht wusste, dass sie in diesem System so ganz sicher nie in Erfüllung gegangen wären.
Und so frage ich mich in diesen Tagen immer wieder:
Wo stünde ich jetzt? Was wäre mein Beruf?
Welche Erfahrungen hätte ich nie gemacht, welche Länder nie gesehen?
Und – noch viel wichtiger – für mich:
Welche Menschen hätte ich nie getroffen?
All das stimmt mich sehr nachdenklich und so begleitet meine Gedanken rund um den gestrigen Feiertag vorrangig ein Gefühl. Ein altes, ein wenig verstaubtes und nicht sonderlich oft vorherrschendes Gefühl unserer Zeit: DEMUT, gepaart mit DANKBARKEIT. Ein interessantes Paar, dass sich gegenseitig verstärkt. Nur selten spüre ich diese zwei Gefühle so nah beieinander und so echt in meinem Herzen.
Demut und Dankbarkeit, weil Vieles nicht in unserer Hand liegt, weil wir manchmal unerwartet und groß beschenkt werden und weil wir viel zu oft Dinge als selbstverständlich ansehen, sie einfach hinnehmen, sogar denken, wir hätten sie verdient oder gar ein Recht darauf.
Wie viel mehr wäre unsere Welt eine gerechtere, nachhaltigere, ja, eine bessere und heilere, wenn wir die Demut öfter entstaubten, ihr mehr Platz einräumten, ihr unser Leben in die Hand gäben…
Was mir an der Demut noch so gut gefällt ist, dass sie daran glaubt, dass Menschen sich verändern können. Diese Fähigkeit brauchen wir heute so sehr, wenn wir immer schon meinen zu wissen, was der andere denkt und sicher gleich tun wird.
Vielleicht kann genau die Demut – wenn sie sich an Tagen wie dem Tag der deutschen Einheit zeigt – der Schlüssel zu einem besseren Miteinander, zur Einheit sein – gestern, heute und in Zukunft. Das ist mein Wunsch für uns alle.