01.11
2024
06:50
Uhr

Abschied

Wenn sich Menschen verabschieden, fällt oft ein leicht dahin geworfener Satz: Bis zum nächsten Mal. In abgewandelter Form heißt er auch Bis bald, Bis morgen oder: Bis zu einem anderen bestimmten oder unbestimmten Zeitpunkt.

Solche Worte haben einen guten Zweck, sie helfen hinweg über das Gefühl, sich von jemandem trennen zu müssen, den man schätzt oder vielleicht sogar liebt. Ein Satz wie Bis zum nächsten Mal soll die Zeit des Wartens überbrücken, sie kürzer machen, denn Warten macht meist nicht froh. Das Wiedersehen ist uns ein Bedürfnis.

Wenn Menschen sterben, ist das ein völlig anderer Abschied. Er ist umfassend und endgültig. Ein Wort wie Bis zum nächsten Mal würde hier völlig verfehlt wirken. Wer könnte ihn zu solch einem Zeitpunkt einfach sagen?

Doch das Bedürfnis nach einem Wiedersehen löst sich nicht einfach in Luft auf. Vielleicht ist es nie so groß und mächtig wie zum Zeitpunkt solch eines Abschieds für immer. Menschen brauchen eine Hoffnung darauf, nicht auf ewig von einander getrennt zu sein. An einem Datum wie heute, dem 1. November, dem Fest von Allerheiligen und dem morgigen Allerseelen, wird dieses Bedürfnis der Lebenden, der Hinterbliebenen, wie wir gewöhnlich sagen, immer besonders erfahrbar Es wird sogar sichtbar. Deutschlandweit ist es immer noch Brauch, auf den Friedhöfen eine Kerze ans Familiengrab zu bringen, wie um zu zeigen: Auch wenn ihr gehen musstet, wir sind da, wir denken an euch, ihr seid nicht vergessen.

Abschied für immer und doch nicht für immer, das ist auch das Wesen des Gedankens an die Auferstehung. Sie gehört zum Wichtigsten, was den christlichen Glauben ausmacht. Gemeinschaft im Hier und im Dort. Wir trennen uns nur auf Zeit und werden an einem fernen Tage wieder zusammenfinden. Was für eine schöne Aussicht, was für ein zutiefst menschliches Bedürfnis!

Ich wünsche Ihnen, dass für Sie ein Gruß wie Bis zum nächsten Mal immer mit Zuversicht versehen sein möge, auch an einem Tag wie heute.