15.02
2025
06:50
Uhr

Berlinale

Ein Beitrag von Viktoria Hellwig

Wir starten den Morgen mit zwei Teenager-Realitäten:

Thomas ist mit seiner Familie frisch in eine neue Stadt gezogen. Seine Mutter ist hochschwanger und kümmert sich viel um seinen Bruder Charlie. Da ist Thomas eher auf sich allein gestellt. Charlie ist Autist und nonverbal, das heißt er spricht nicht. Als Charlie ausreißt, macht sich Thomas etwas widerwillig auf ihn zu suchen. Gar nicht so einfach die eigenen Bedürfnisse so unterzuordnen. 

Und die zweite im Bunde ist Jenna. Sie ist mitten in der Teenager Hochphase und zieht zusammen mit ihrer besten Freundin Ullis um die Häuser. Aber Jenna und Ullis haben beide ein Geheimnis: Jennas Mutter hat Krebs und kann sich nicht mehr um sie kümmern. Und Ullis Mutter ist selbst alkoholkrank. Kein Leichtes Los, aber die beiden schweißt das nur enger zusammen.

Die beiden Teenager, Thomas und Jenna, die kennen sich nicht. Sie leben nicht mal auf dem selben Kontinent. Aber ich kenne sie. Habe ihre Geschichten verfolgt, habe mitgefiebert, habe geweint und gelacht mit ihnen. Thomas und Jenna sind Hauptfiguren in Filmen der Berlinale. Ich habe sie gesehen und nicht vergessen können. Jenna ist die Hauptfigur im schwedischen Film: I taket lyser stjärnorna – An der Decke leuchten die Sterne und Thomas spielt im australischen Film Black Balloon mit. Beide Filme liefen vor vielen Jahren auf der Berlinale, ich war selbst noch ein Teenager als ich sie dort sah.

Und seit ein paar Tagen haben wir nun wieder die Chance einzutauchen in neue Geschichten, Blickwinkel und andere Perspektiven. Mir gaben diese Filme damals als Schülerin schon die Möglichkeiten in neue Welten zu sehen, andere Realitäten besser verstehen zu können. Ein interkultureller Austausch in 90 Minuten quasi. Thomas und Charlie zeigten mir, wie es in einer Familie zugehen kann, wenn so viele verschiedene Bedürfnisse erfüllt werden müssen. Welchen Spagat es oft bedeutet. 

Und Jenna und Ullis nahmen mich mit in ihre schwedische Teenager Welt, die sich gar nicht so von meiner unterschied. 

Um solche Filme zu prämieren, gibt es natürlich auch einige Jurys, unter anderem auch eine ökumenische, die mit ihren Preisen Filmschaffende ehrt, die es in ihren Filmen schaffen, das Publikum für spirituelle, menschliche und soziale Werte zu sensibilisieren. So wie mich damals. Welche Preise diese Filme bekamen, weiß ich heute nicht mehr. Aber ich freue mich darauf, mich wieder inspirieren und berühren zu lassen von der diesjährigen Filmauswahl.