28.01
2025
06:50
Uhr

Circle of Influence

Ein Beitrag von Olaf Trenn

Mein Vater liebte diesen Witz: 

Ein Pfarrer verspricht sich während seiner Predigt und sagt: „Jesus speiste die Fünf mit 5000 Broten und zwei Fischen“. „Das kann ich auch“, ruft ein vorlautes Gemeindeglied. Der Pfarrer bemerkt seinen Fehler  und versucht es am nächsten Sonntag noch einmal: „Jesus speiste die Fünftausend mit fünf Broten und zwei Fischen“,  und fragt von der Kanzel aus den Störenfried: „Kannst du das auch?“ „Das kann ich auch“, ruft dieser zurück: „Ich nehme einfach das, was vom letzten Sonntag übrig geblieben ist.“

Stephen Covey, Hochschullehrer und Christ, beschreibt ein Gedanken-Modell aus drei konzentrischen Kreisen. Damit möchte er erklären, wie wir unsere Selbstwirksamkeit steigern können. Und er fragt: Wie viel Zeit verbringst du in welchem der drei Kreise? Den Kreis ganz außen nennt Covey den ‚Kreis der Sorge‘. In ihm beschäftige ich mich mit all dem, worüber ich mich oft beschwere, ohne dass ich es ändern kann: Das schlechte Wetter, den Stau auf der A9, die Heizkosten, das Bürgeramt, die Butterpreise. Dieser Sorgen-Kreis macht mich zum Opfer der Umstände.  Was lässt sich mit fünf Broten und zwei Fischen schon unternehmen gegen den Hunger der 5000?

Oder ziehe ich mich in den inneren Kreis, den ‚Kreis der Kontrolle‘ zurück?  In ihm verantworte ich nur den allernächsten Schritt.  Mit diesem Schritt ist jedoch längst noch nichts erreicht – zum Beispiel angesichts der Klimakrise. Was nützt es, wenn ich allein den Müll trenne oder mit dem Fahrrad fahre? Es hat ja doch alles keinen Sinn. Ich lande wieder im ‚Kreis der Sorge‘  und behalte die fünf Brote und die beiden Fische lieber für mich. 

Der mittlere Kreis ist der ‚Kreis der Einflussnahme‘, und der findet im ‚Dazwischen‘ statt:  Im Gespräch mit Gleichgesinnten, im liebevollen Werben und im sich Engagieren dort, wo andere schon damit begonnen haben,  die Welt zum Guten zu verändern. 

Auch das ist nicht immer sofort mit Erfolg gekrönt. Es braucht Zeit. Und doch beteilige ich mich nach dem Maß meiner Möglichkeiten, bin mit anderen unterwegs, probiere etwas aus und rechne damit, dass die paar Brote und Fische in Jesu Händen mehr sind, als ich es für möglich halte.