Es gibt sie nahezu überall in der Welt, in den Vereinigten Staaten von Amerika, in Europa, Südafrika, China und Indonesien: Gated Communities werden sie genannt.
Das sind geschlossene Wohnkomplexe für Besserverdienende mit Zugangsbeschränkungen und einer eigenen Infrastruktur. Sie versprechen eine gehobene Wohnqualität und mehr Sicherheit als in den offenen Wohnquartieren großer Städte. Die hier Wohnenden pflegen ihre Gemeinsamkeiten im Lebensstil, spielen Tennis oder Golf und bestimmen mit, wer hier einziehen darf.
Und natürlich geht es auch ums Prestige. Es macht schon was her, mit dem privaten Auto an einen Schlagbaum heranzufahren und vom Pförtner freundlich hindurch gewunken zu werden. Drinnen fühlt sich das Leben gleich ein Bisschen anders an. Die wütende Welt bleibt außen vor, könnte man meinen.
Sind wir Christinnen und Christen auch so etwas wie eine weltweit anzutreffende Gated Community? Frei nach dem Motto: Nur wer getauft ist, darf rein. Ansonsten bleibt der Schlagbaum unten. Wer nicht getauft ist, muss draußen bleiben. Pech gehabt. Und in der Kirche schützt einen dann Gott höchst persönlich vor einer gefährlichen, weil gottlosen Welt.
Manche Kirchgebäude und Gemeindehäuser könnten diesen Eindruck erwecken: Hinter dicken Mauern scheint ein anderer Geist zu wohnen. Wer diese Gebäude nur von außen kennt, fragt sich vielleicht, was sich dort im Verborgenen abspielt – sofern da mal Licht brennt. Und an Heiligabend soll es tatsächlich Gottesdienste gegeben haben, zu denen Eintrittskarten bevorzugt an Mitglieder vergeben wurden.
Die Kirche – eine Gated Community? Bitte nicht. Die Taufe schützt nicht vor den Gefahren in der Welt. Gott schützt Christinnen und Christen nicht mehr als andere Menschen. Gott liebt diese Welt – hat sie geschaffen und hält sie am Leben. Und die Kirche ist und sie bleibt eine Open Community – ohne Einlassbeschränkungen, auch wenn sie nicht immer diesen Eindruck erweckt.