30.11
2023
06:50
Uhr

Der Black Friday der Bibel

Ein Beitrag von Johannes Rogge

Na, haben auch Sie in den letzten Tagen ein paar Schnäppchen gemacht? Möglichkeiten gab es ja genug. Denn mittlerweile gibt es nicht nur den „Black Friday“, sondern auch den „Cyber Monday“, die „Pre-Black Friday Deals“, den „Black November“ und so weiter und so weiter. Wahrscheinlich geht es Ihnen auch so: In keinem Monat des Jahres werde ich so zugespamt mit Sonderangeboten wie im November. Und natürlich ist es da total verlockend – und zum Teil ja wirklich günstiger – zuzugreifen. Böse Zungen würden sagen, wir sind dem Einzelhandel wie ein Fisch ins Netz gegangen…

Dieses Bild benutzt auch Jesus in dem biblischen Text, der heute in der katholischen Kirche gelesen wird. Denn heute gedenkt die Kirche des Apostels Andreas. Er war einer der engsten Jünger Jesu und von Beruf eigentlich Fischer. Als Jesus am See Genezareth vorbeikommt, ist er gerade mit seinem Bruder Simon Petrus dabei Netze ins Wasser zu werfen, um Fische zu fangen. Jesus fordert sie auf ihm nachzufolgen und verheißt: „Ich werde euch zu Menschenfischern machen.“ (Mt4, 19)

Erstmal war ich irritiert, denn irgendetwas stört mich an dem Bild: Menschenfischer. Es klingt in meinen Ohren negativ und auch manipulativ. Wie ein Köder, der ausgelegt wird, um seine eigenen Interessen durchzusetzen. Ein bisschen wie beim Black Friday. 

Und wenn man ehrlich ist: In der Geschichte der Kirche gibt es nicht nur positive Beispiele für „Menschenfischer“. Es ist ein schmaler Grat zwischen charismatischer Führungspersönlichkeit und der Gefahr der Manipulation und spirituellem Missbrauch. 

Jesus selbst lebt vor, was er sich unter einem Menschenfischer vorstellt. Einen Menschen mit einer überzeugenden Botschaft, die befähigt und frei macht. Der einlädt in eine Gemeinschaft, die gut tut, stärkt, fürs eigene Leben.

Es ist nicht unser Auftrag Menschen einzufangen oder zu ködern. Vielmehr geht es um Gastfreundschaft, offene Türen und offene Herzen. Dass Menschen gerne eintreten. Nicht in einen Verein oder in die Kirche. Sondern, dass sie durch andere Menschen die Möglichkeit haben zu sich zu kommen und ganz Mensch zu sein.