Er war zu Lebzeiten ein vorbildlicher Zeitgenosse, der Überlierung nach mutig und willensstark. Weil es wenige verlässliche historische Quellen über Valentin gab und gibt, hat im Mittelalter ein Domgeistlicher die Vita etwas ausgeschmückt:
„Vom Ozean her kam ein Mann namens Valentin nach Passau, um dort zu predi¬gen. Da er wegen der Wildheit der Bewohner keinen Erfolg hatte, reiste er nach Rom zum Papst, um dessen Bevollmächtigung zu erlangen. Mit dieser zurückge¬kehrt, war sein Wirken dennoch fruchtlos.“
Mehrere Male habe Valentin den Papst um Zustimmung gebeten. Schließlich wurde er zum Bischof geweiht, um ihm mehr Autorität zu verleihen. Aber auch das half nicht. Die Passauer wollten ihn partout nicht. Er zog sich in die Alpen zurück.
Was können wir aus dieser Vita lernen? Es gibt Ziele, die man irgendwann aufgeben sollte, wenn man merkt, es macht einfach keinen Sinn mehr. In der Leistungsgesellschaft wird die Latte manchmal einfach zu hochgelegt. Das gilt in vielen Bereichen des Lebens: in der Familie, im Geschäftsleben, im Betrieb, in der Politik und im Sport. Manchmal ist es besser, von vorne anzufangen. Künstler machen diese Erfahrung oft. Dann vollenden sie ein anderes Werk. Das mag mühselig sein, schreckt sie aber nicht ab. Am Ende kommt was Besseres raus.
In Südtirol schließlich gründete Valentin segensreich Klöster und starb in Meran - vor über 1550 Jahren. Später wurde er in den Stephansdom nach Passau überführt und im ausgehenden Mittelalter von unendlich vielen Gläubigen hoch verehrt. Am Ende ging die Rechnung doch auf. Heilig ist er sogar geworden: Heiliger Valentin, gib mir die Kraft, die Mühen dieses Tages gut zu bewältigen und bewahre mich davor, immer der Beste und der Schnellste zu sein. AMEN