29.04
2025
06:50
Uhr

Die Heilige Katharina von Siena

Heute ist der Gedenktag der Hl. Katharina von Siena, einer bemerkenswerten Frau aus dem 14. Jahrhundert. Katharina war eng mit dem Papst verbunden, doch sie hatte immer den Mut, auch klare Kritik zu üben, wenn es notwendig war.

Sie hatte Respekt vor dem Papst, und dennoch sprach sie ihn direkt und offen an. Gregor XI., einem zögernden Papst, schrieb sie mit erstaunlicher Klarheit: „Seid kein furchtsames Kind, sondern ein Mann! Zeigt Euch, Hl. Vater, als ein mannhafter Mann, um ohne jede knechtische Furcht dem Beispiel des guten Jesus zu folgen, dessen Stellvertreter Ihr seid.“  

Besonders drängte sie ihn, aus Avignon nach Rom zurückzukehren. Damals lebten die Päpste nicht in Rom, sondern in der südfranzösischen Stadt. Sie empfand es als skandalös, dass der Bischof von Rom im Exil lebte.

Sie sprach aber auch andere Missstände an, ohne sich einschüchtern zu lassen. Ihre leidenschaftliche Art, für das Gute zu kämpfen, zeigt dass echte Loyalität auch bedeutet, kritische Fragen zu stellen. Sie war keine Jasagerin; sie wusste, dass man Fehler benennen muss, und nicht nach dem Mund reden darf.

Später wurde sie von der katholischen Kirche zu einer der Patroninnen Europas ernannt, weil sie in einer Zeit von Spaltungen, Skandalen und politischen Verwicklungen eine Stimme der Einheit war. Sie forderte die Kirche auf, zu ihren spirituellen Wurzeln zurückzukehren! Ihr Leben erinnert uns daran, dass echte Treue lebendig, kritisch und verantwortungsvoll ist.

An ihrem Festtag begeht die katholische Kirche auch den so genannten Tag der Diakoninnen. Früher gab es einmal weibliche Amtsträgerinnen in der Kirche und viele Männer und Frauen setzen sich heute dafür ein, dies wieder zu ermöglichen, und berufen sich dabei auf den Mut dieser Frau aus dem 14. Jahrhundert.

Nicht nur für Christen kann ihr Lebenszeugnis inspirierend sein, sondern für alle Menschen, die - zum Beispiel in unserer Gesellschaft - Missstände sehen und eine Veränderung wollen. Das geht am besten durch kritische Loyalität, nicht durch Duckmäuserei und auch nicht durch zerstörerisches Herumkritteln. Ich finde, das macht Mut - auch für heute!