20.04
2024
06:50
Uhr

Heilige

Als Kind habe ich gerne Heiligengeschichten gelesen, am liebsten mit dramatischen Kämpfen, etwa wenn der hl. Georg den Drachen besiegt. Später wurden für mich Heilige interessanter, die entweder als soziale Helferinnen und Helfer herausragten oder im Kampf mit einem übermächtigen Staat ihren Glauben bewahrten. So etwa die hl. Elisabeth in ihrer Sorge für die Armen oder Maximilian Kolbe, der dem Nationalsozialismus widerstand und dafür ermordet wurde. 

Heute interessieren mich mehr die namenlosen Heiligen, die in keinem Kalender stehen. Die aber in der Bibel wichtig sind. Da sind vier Freunde: Die bringen einen Schwerkranken  auf einer Bahre gegen alle Widerstände und Hindernisse bis zu Jesus, damit er ihn heile. Oder die Diener des berühmten syrischen Feldherrn Naaman. Naaman hat Aussatz. Deshalb reist er nach Israel. Da gebe es einen Propheten, der ihn heilen könne. Der Prophet lässt dem Feldherrn ausrichten, er soll sich im Jordan waschen. Der Krieger ist empört, erstens bemüht sich der Prophet nicht zu ihm, zweitens ist dem Feldherrn das Bad im Jordan zu läppisch. Doch seine Diener bewegen ihn, in den Jordan zu steigen, ist doch nichts dabei. Und er wird gesund, den Dienern sei Dank.

Und schließlich sind da die Männer, deren überschuldeter Freund rücksichtslos in die Sklaverei verkauft wird. Sie überwinden ihre Scheu, gehen zum Herrscher, und setzen sich erfolgreich für ihren Freund ein.

Diese namenlosen Heiligen sind mir und meinem Alltag näher als manche Figur aus dem Heiligenkalender.

Zum einen sind sie keine Einzelkämpfer. Es sind  Freunde und Freundinnen, Kolleginnen und Kollegen. Gemeinsam geht es besser. Zum anderen stehen sie – wie ich - vor alltäglichen Herausforderungen, scheuen aber nicht zurück, sondern stellen sich ihnen in Gottvertrauen. Sei es im Vertrauen auf Jesus, auf den Propheten oder den Herrscher, der in der Geschichte für Gott steht. Und sie tun, was sie können. Sie handeln mit Geschick, wie die vier, die den Kranken tragen, und mit Mut, der sogar die Furcht vor cholerischen Feldherrn und mächtigen Herrschern überwindet. Diese namenlosen Heiligen machen mir Mut. Und Heilige sind sie für mich, weil sie Gottes Heil zum Durchbruch verhelfen.