16.04
2024
06:50
Uhr

Jesus und seine Tischgemeinschaft

Jesus isst und trinkt gerne in Gesellschaft. Alleine im Lukasevangelium stehen neun Geschichten, wie er mit unterschiedlichsten Menschen an einem Tisch sitzt. In einer Welt ohne Kommunikationsmittel, Zeitungen und Fernsehen ist eine Tischgemeinschaft der wichtigste Platz für Austausch, Diskussion und Verständigung. Und wer zu einer Tischgemeinschaft dazugehört, der hat zumindest an diesem Tag für sein Essen gesorgt. Das ist wichtig in einer Gesellschaft, in der Armut überwiegt. Tischgemeinschaften entscheiden darüber, wer dazu gehört, wer anerkannt ist. Deshalb ist auch wichtig, wer dazu eingeladen wird. Der sollte ein interessanter Gesprächspartner sein. Er sollte zur Runde passen, ein gewisses Ansehen haben, nicht eine anrüchige Randfigur sein. 

Dass Jesus als Gesprächspartner gesucht ist, zeigen die Einladungen von Pharisäern, also von gebildeten, engagierten Juden, die ihren religiösen Traditionen verpflichtet sind. Gäbe sich Jesus hier als charmanter Gast, mit einem klugen Wort hier und einer intelligenten Bemerkung da, dann wäre er vermutlich versorgt. Doch Jesus macht zwei Fehler:

Zum einen lässt er zu, dass sich Leute von höchst zweifelhaftem Ruf seiner Tischgemeinschaft anschließen. So akzeptiert er eine stadtbekannte Sünderin bei sich am Tisch.

Und zum anderen lässt er sich auch von zwielichtigen Leuten einladen, etwa von Zöllnern, also von verhassten Steuereinnehmern der römischen Besatzungsmacht.

Für Juden ist das eine heftige Provokation. Wie kann sich der beliebte Wanderprediger Jesus mit solchen Leuten umgeben! Er muss doch wissen, welches Gesindel das ist! Diese Leute färben doch auf ihn ab!

Jesus isst und trinkt tatsächlich mit Sündern und Zöllnern. Ihm sind die Menschen am Rand wichtig. Als der entscheidende Repräsentant Gottes macht er ihnen klar: So wie ihr hier mit mir zusammensitzt, so lädt euch Gott bildlich gesprochen zu einem ewigen Gastmahl ein. Ihr bleibt nicht vor der Tür, ihr seid alle eingeladen. Darüber können wir uns jetzt schon gemeinsam freuen, hier an einem Tisch.