Digitalisierung und Künstliche Intelligenz machen auch vor der Kirche nicht Halt. Das betrifft nicht nur die Verwaltung, das reicht bis in den Gottesdienst. Von Beichtautomaten ist zwar nur belustigt die Rede, und Versuche damit waren eher verwirrend. Aber immerhin fand auf dem letzten Kirchentag ein Gottesdienst statt, der nicht von einer Person, sondern von einer KI geleitet wurde. Ich stelle mir das künftig so vor: Ich gehe nicht mehr selbst zur Beichte oder zum Gottesdienst , sondern schicke per WhatsApp mein digitales Abbild, meinen Avatar dahin. Da können sich dann meine Algorithmen mit denen des Beichtautomaten oder der Gottesdienstfunktion austauschen. Und mein Algorithmus macht das vielleicht sogar besser als ich. Mit seinem phänomenalen Gedächtnis vergisst er keine Sünden und mit seiner unerschütterlichen Aufmerksamkeit schweift er nicht von der Predigt ab.
Das ist natürlich keine Lösung. Religion und Glaube brauchen die Begegnung von Personen. Es geht hier nicht um das Spiel der Elektronen, sondern um konkrete Menschen.
Damit ist das Thema Glaube und Digitalisierung aber nicht beendet. An der Verkündigung Jesu fällt mir auf, dass er nicht einen festen Standort bezieht, in Kafarnaum oder Jerusalem, und dann auf Kundschaft wartet. Sondern er geht zu den Menschen, wo immer sie sich aufhalten, an Brunnen und Plätzen, zu ihnen nach Hause und in den Tempel. Heute halten sich Menschen nicht nur an konkreten Orten auf, sondern auch auf digitalen, auf virtuellen Plätzen. In sozialen Netzwerken wie Facebook, Instagram und TikTok und in vielen Gesprächsgruppen. Die Zeiten sind vorbei, in denen Gemeinden darauf vertrauen konnten, dass Menschen in nennenswerter Zahl Gottesdienste aufsuchen und so Verkündigung und Kommunikation ermöglichen. Heute lohnt es, sich an die Praxis Jesu zu erinnern und dahin zu gehen, wo die Menschen sind. Das gilt für konkrete Orte, die es immer noch gibt, und genauso für die digitalen Orte. Kommen die Menschen nicht mehr zu den Gemeinden, müssen die Gemeinden zu den Menschen kommen. Auch digital.