Im vergangenen Sommer fand ein großes evangelisches Kindercamp in Groß Zerlang, Brandenburg statt. Wunderschön am See gelegen. Abends sollte es auch eine Live-Show geben, doch die wurde von einer Demonstration unterbrochen. Einige Kinder kaperten die Bühne, entrollten Plakate mit ihren Forderungen: „Wir wollen baden! Und Eis für alle!“ Klar, diese Forderungen fanden breite Unterstützung unter den Teilnehmenden.
Die Unzufriedenheit darüber äußerten die Kinder schon am Vormittag. Jeden Tag nach dem Frühstück trafen sie sich in kleinen „Kinderratsgruppen“. Orientiert an dem demokratiepädagogischen Klassenrat, den gibt es in vielen Schulen. Da moderieren die Kinder selbst, setzen die Themen, beraten, was zu tun ist – und wer dabei helfen kann. So auch bei uns im Sommercamp. Da taten sich dann einige Kinder zusammen, starteten eine Unterschriftenaktion „für Eis und Baden“ und planten die Demo.
Dieser Einsatz muss belohnt werden, fanden wir. Zwar leuchteten uns die Forderungen ein, aber wir mussten schließlich auch ihre Sicherheit beachten. Rettungsschwimmer gab es nur wenige vor Ort. Ein Kompromiss musste her. Der hieß „Baden im Schichtbetrieb“.
Die offizielle Verhandlung mit den Demonstranten setzten wir dann am Vormittag an und die Campleitung bot den Kindern unseren Kompromiss an. Das war zwar nicht 100%ig das, was die Kinder wollten. Aber das ist eben auch Demokratie, die Suche nach verantwortungsvollen Lösungen.
Immerhin die zweite Forderung, die nach dem Eis wurde zu 100% erfüllt! Die Begeisterung der Kinder war riesig! Über die willkommene Abkühlung, klar; aber auch über diese Erfahrung: Sie haben sich eingesetzt und zusammen was erreicht. „Selbstwirksamkeit“, nennt das die Pädagogin. Selbstwirksamkeit stärkt das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und das Gefühl, etwas bewirken zu können. Wer sich selbst so erlebt, erlebt und lebt Demokratie. Und die oder der lebt Glauben: Das Wissen um den eigenen Wert, die Lust an Veränderung, die Bereitschaft, sich einzusetzen.
Uns Verantwortliche hat die Herausforderung gefreut – Eis für 250 Menschen organisieren, das war schon was. In diesem Sommer treffen sich die Größeren zum Landesjugendcamp. Auf deren Forderungen freue ich mich jetzt schon.