Salam Aleikum. Das sagt der Auferstandene Jesus zu seinen ängstlichen Jüngerinnen und Jüngern. Zumindest in der arabischen Übersetzung der Bibel. Vor ein paar Monaten ist mir das bewusst geworden. Auf deutsch klingt dieser Friedensgruß eher religiös-liturgisch „Der Friede sei mit euch“. Auf arabisch – und auf hebräisch – ist es die ganz normale Begrüßungsformel. Es ist letztlich der Wunsch, dass es den anderen gut geht, dass sie Frieden finden in sich und in der Welt. Nur wenig davon schwingt mit in unserem deutschen „Guten Tag".
Für mich klingt diese arabisch-israelische Begrüßung auch nach einer großen Sehnsucht. So viele Kriege gab es in dieser Region über die Jahrhunderte und Jahrtausende. Schon die Bibel ist voll davon. Und heute sieht es ja leider nicht anders aus. Dieser Teufelskreis der Gewalt im Nahen Osten macht mich fassungslos und auch ein bisschen ängstlich – nicht erst seit dem aktiven Eingreifen der USA im Iran. Gibt es Auswege? Hoffnungszeichen?
Vielleicht ist ja diese Begrüßung ein Hoffnungszeichen. So viele Menschen sprechen sich jeden Tag gegenseitig den Frieden zu. Appellieren sie damit nicht an etwas Größeres als an Angriff und Vergeltung? Könnte das nicht eigentlich diese Spirale von Gewalt und Gegengewalt durchbrechen?
In all dem derzeitigen Unfrieden möchte ich daher in dieser Woche ein Experiment wagen. Wenn ich durch die Straßen von Berlin gehe, immer mal wieder „Salam Aleikum“ zu denken, oder vielleicht auch zu sagen. Oder „Shalom Aleichem“. Oder „Friede sei mit und in dir“. Den Leuten in der Straßenbahn wirklichen Frieden wünschen, den Autofahrern hinter ihrem Steuer, den Obdachlosen auf der Straße und den Kolleginnen und Kollegen im Büro.
Man sagt, der Friede beginnt im Kleinen. In der Begegnung zwischen zwei Menschen, die sich in die Augen schauen und Menschlichkeit erkennen. Ich bete darum, dass er auch im Großen Wirklichkeit wird. Salam aleikum, Shalom aleichem, Peace be with you – möge dieser Gruß weltumspannend werden und wieder das sein, was er ursprünglich war: nicht nur Höflichkeit, sondern Gebet und Verheißung zugleich.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Tag.


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