Ich besuche gerne kleine Dorfkirchen. Sie sind Schmuckstücke, bieten Heimat und Geborgenheit. Wenige Kunstwerke, hohe Säulen, schönfarbige Kirchenfenster, ein aufwendig geschnitzter Altar. Bemerkenswert!
Der Schriftsteller Wolf Wondratschek meint dazu:
„Mir gefällt das Unbewohnbare von Kirchen. Nichts gleicht hier einer Kleinigkeit. Nichts hier hat, obwohl überdacht, eine Grenze. Das Unsichtbare, eingefasst in hohe Bögen, in Überwölbungen, Kuppeln, in Architektur.“ Und dann fragt er sich: „Wo sind wir, wenn wir in Kirchen sind? Und wer sind wir dort? Wie weit in uns beginnt die Unendlichkeit?“
Für mich beginnt sie da: im Kirchenraum. In der Ruhe, in der Kühle, in der Stille begegnet mir Gott. Ich fühle mich geborgen.
Ein Psalmbeter singt darum: „Ich möchte im Hause des Herrn sein alle Tage meines Lebens. Ich möchte die Schönheit des Herrn schauen und sie im Inneren seines Tempels betrachten. Denn er bewahrt mich in seiner Hütte am Tag, an dem mir Unheil droht. Er bietet mir Schutz unter dem Dach seines Zeltes.“
Mögen wir alle unter diesem Schutz sein. Gute Nacht.
W. Wondratschek, Wie zittern und wanken der Sünder Gedanken. Was es bedeutet, in einer Kirche zu sein, wenn man nicht zu Gott betet – und warum mich die Kantaten von Johann Sebastian Bach so berühren, SZ, 10.08.2015, Nr. 185, 10.
Psalm 27, 4f. BasisBibel, Stuttgart 2021