Wenn ich abends schlafen geh und meine Augen schließe, dann denke ich manchmal darüber nach, dass es Menschen gibt, die nie mehr sehen, als ich in diesem Moment.
Die Vorstellung hat etwas Beängstigendes und etwas Beruhigendes zugleich. Mit geschlossenen Augen sind viel weniger Sinneseindrücke zu verarbeiten. Wenn ich jemandem wirklich aufmerksam zuhören will, dann schließe ich oft die Augen, denn
mein Sehen lenkt mich oft vom Hören ab. Zugleich macht es mir Angst, die Vorstellung, nichts mehr zu sehen.
Heute war in den USA der Tag des weißen Stocks, der Tag der Rücksichtnahme auf Nicht-Sehende Menschen. Ob das gut ist? Ich finde: Ja! Und: Offensichtlich ist es nötig mit einem eigenen Tag an Menschen zu erinnern, deren Sehen beeinträchtigt
ist. Sie leben mit uns, neben uns.
Ich sollte nicht nur beim Einschlafen darüber nachdenken, nehm ich mir vor, sondern auch morgen nach dem Aufwachen. Gute Nacht.
Mit geschlossenen Augen
Ein Beitrag von
Juliane Rumpel