Für manch eine war heute ein Tag, der eine tiefe Stille bereithält. Karfreitag, der Tag der Trauer und des Gedenkens an die Kreuzigung Jesu. Es ist eine eigentümliche Stille, die die unermessliche Einsamkeit und das unermessliche Leid bedenkt – und darin einen Gott findet, der diesem Leid nicht ausweicht. Einem Gott, der auch im größten Leid da ist. Der sich mit uns in unsere tiefsten Tiefen begibt und unseren Schmerz nicht bemitleidet, sondern mit uns leidet. Ein Trost? Für den ein oder die andere bestimmt. Denn das Wissen darum, selbst im größten Schmerz gehalten zu sein, kann trösten. Auch wenn es ein nahezu unmöglicher Gedanke ist. Doch die Dichterin Hilde Domin schafft es, ihn mit sanften Worten zu beschreiben:
Weniger als die Hoffnung auf ihn
das ist der Mensch
einarmig
immer
Nur der Gekreuzigte
beide Arme
weit offen
der Hier-bin-Ich
Seien Sie sich sicher, Gott begleitet Sie durch jede und auch durch diese Nacht. Schlafen Sie gut!
Lit.: Domin, Hilde, Ecce homo, in: Sämtliche Gedichte, Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009, Seite 163.