Von Beruf bin ich Vater – wer kann das schon von sich behaupten? Die moderne Lohnarbeit lässt das kaum zu. Es wäre durchaus richtig und wichtig, Erziehungsarbeit der Mütter und auch Väter in diesem Sinn anzuerkennen. In den katholischen und orthodoxen Kirchen gibt es eine Berufsgruppe, die übersetzt „Vater“ heißt: Der Abt eines Klosters hat seinen Namen vom hebräischen Abbas, vom Vater. Einen von ihnen feiert die Kirche heute: Benedikt von Nursia. Er wird auch der Vater des abendländischen Mönchtums genannt.
Er wurde um 480 im heutigen Norcia in Umbrien geboren. 529 gründete er das Kloster Montecassino, wo er auch starb.
Oft wird Benedikt auf das Leitwort „Bete und arbeite“, ora et labora, reduziert. Der Ausspruch stammt zwar gar nicht von ihm, sondern ist erst später in die Überlieferung eingegangen. Dennoch: Im Leben eine Balance zu halten zwischen handwerklicher Arbeit auf der einen Seite und dem Gebet auf der anderen Seite, ist tatsächlich ein zentraler Punkt bei ihm. Hochaktuell, wie ich finde! Der Mensch kann nicht immer nur arbeiten oder etwas leisten. Es muss auch Zeiten der Erholung geben. Zeit, die mich über den Horizont des Alltags, der Arbeit, ja des Irdischen insgesamt, hinausschauen lässt.
Von Benedikt werden die Mönche zum Gehorsam gegenüber dem Abt verpflichtet. Im Gegenzug ist der Abt verpflichtet, die Mönche an der Entscheidungsfiundung zu beteiligen. Wie wichtig wäre heute so etwas in Kirche und Gesellschaft! Formen der Beteiligung schon bei der Vorbereitung von Entscheidungen zu finden und diese dann auch umzusetzen! Durch aktives Einbringen den Zusammenhalt unter den Menschen fördern.
Was ich noch erwähnen möchte: Benedikt von Nursia lebte und forderte Beständigkeit, die sich vor allem in Sesshaftigkeit äußerte. In einer Gesellschaft, die immer mobiler wird – auch im digitalen Sinn – scheint es mir an Bedeutung zu gewinnen, zu wissen, wer ich bin und wo ich hingehöre.
Könnte Benedikt mit diesen Gedanken ein Ururgroßvater für unsere Zeit sein?
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Tag.