09.07
2024
06:50
Uhr

Zimmermann

„Handwerk hat goldenen Boden“. Dieses Sprichwort verstehe ich so, dass Handwerk durchaus einträglich sein kann. Dabei ist es ja schon so, dass jemand sein Handwerk verstehen und sich zum Beispiel um Aufträge kümmern muss, damit die Tätigkeit auch etwas einbringt. Das Sprichwort könnte aber auch eher die zu manchen Zeiten nicht so reichlichen Einkünfte des Handwerkers bezeichnen – weil dann nämlich der goldene Boden des Geldbeutels sichtbar wird.

Dem Markusevangelium nach war Jesus Zimmermann, also selbst Handwerker. Auch seine Jünger gingen entsprechenden Berufen nach, viele von ihren waren Fischer. Paulus, der Völkerapostel, war Zeltmacher. 

Abseits des Geldverdienens hat das Handwerkliche etwas praktisches, konkretes. Auch ich genieße es, nach und neben meiner Tätigkeit mit dem Kopf oder am Schreibtisch mit den Händen tätig zu werden, zum Beispiel im Garten. Sicher hat das mit dem sichtbaren Ergebnis zu tun, das im wahrsten Sinn des Wortes auch ein begreifbares ist. Es ist für mich dennoch mehr als nur ein Ausgleich. Arbeit mit den Händen verbindet mich mit der Realität dieser Welt.

Das bringt mich zu einer weiteren Deutung des eingangs erwähnten Sprichwortes. Handwerkliches Tun bringt mich auf den goldenen Boden des Lebens zurück. So wichtig Philosophie, Theologie und die Geisteswissenschaften insgesamt für die Gestaltung meines und unseres Lebens sind, so wenig kann ich doch mit ihnen allein mein Leben sichern. Auch unsere Gesellschaft kann nicht mit klugen Gedanken allein die Zukunft meistern. Ohne bodenständige Realität bleibt so mancher schöne Gedanke ein Wolkenkuckucksheim. 

Jesus kannte als Handwerker die guten, aber auch die harten Seiten des Lebens. In seinen Gleichnissen kommt die Lebenswelt der Menschen seiner Zeit regelmäßig vor. Gerade deshalb haben sie ihn verstanden – in seiner Zeit und in den Jahrhunderten danach. So bekam die Botschaft von Gottes Barmherzigkeit und Liebe zu den Menschen einen goldenen Boden. 

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Tag.