Ich bin viel in Brandenburg unterwegs. Wenn möglich mit den Öffis, manchmal auch mit dem Auto. Wenn ich dann auf der Autobahn unterwegs bin, sehe ich rechts und links die Spargelwälder. Ich nenne Sie so, weil hier die Kiefern wie Spargelstangen im Mai stehen. Dürr ragen sie in den Himmel. Ein vermeintlich trister Anblick, vor allem, wenn Stellen zu sehen sind, in denen die Stämme rußschwarz sind vom Waldbrand im letzten Jahr. Doch sie haben durchgehalten und ihr Grün bewahrt.
Überhaupt sah ich unlängst, diesmal als Beifahrer, als die aufgehende Sonne auf die Stämme schien, welch schönen warmen Farbton sie haben. Ein Meer aus orange-braunen Tönen mit grünen Wipfeln. Verborgene Schönheit. Besonders wenn der Nebel der Nacht sich lichtet oder Raureif darauf liegt.
Es kommt eben darauf an, von welcher Warte aus wir die Dinge betrachten oder wie das Licht steht. Es ist Ansichtssache, denke ich mir. Sind solche Nutzwälder nützlich oder schön? Sind unsere Probleme schwer und niederschmetternd oder, verglichen mit den Menschen in anderen Regionen der Welt, eher leicht? Ist das Glas halb voll oder halb leer?
Wir neigen dazu, unsere Probleme für die größten aller Zeiten zu halten und manche machen auch noch Feuer unter dem Topf, damit sie ordentlich hochkochen. Dabei ist es wie bei den Kiefern an der Autobahn: Das was so vermeintlich unbedeutend am Wegesrand liegt kann eine ganz eigene Schönheit und Anmut entfalten.
Ich nehme mir vor, dass ich diese schöne Seite mehr entdecken möchte. Die schlechte sehe ich oft genug von allein. Vieles in unserem Leben ist gerade herausfordernd, aber macht es das nicht auch so liebenswert? Wenn ich nach einem tiefen Tal wieder einen Berg erklimme und eine schöne Aussicht genieße? Wenn ich merke, dass ich mehr kann als ich dachte und wieder ein Stück gewachsen bin?
Ich bin gewiss, dass es eine Frage der Einstellung ist, welche Sicht wir auf die Herausforderungen unserer Zeit haben. Meine Empfehlung: Nicht auf Menschen hereinfallen, die nur das Negative hervorkehren und klagen. Nein, die gleißende Sonne auf den Kiefernstämmen zeigt mir, dass es eine bewusste Entscheidung ist, das Schöne wahrzunehmen. Ich rede mir dabei nichts schön, aber ich sehe bewusst die guten Seiten und rede dankbar auch von ihnen.


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