Moment mal, sagt die Frau leise aber bestimmt und hält mich entschlossen am Ärmel zurück. Beinah wäre ich in ein Auto gelaufen. Es fährt elektrisch. Ich habe es nicht gehört. Die Stimme aber schon, und das Zupfen an meinem Mantel gespürt.
Moment mal, das ist eine Aufforderung, den Moment wahrzunehmen. Präsent zu sein. Einfach innezuhalten. In den Moment gehen. Wie selten ich das mache und wie notwendig es ist. Wenn der Enkelsohn herumdruckst und von seinen Schulproblemen berichtet. Die erwachsene Tochter von ihren Schwierigkeiten mit ihm gerade. Der Sterbende im Hospiz, der noch etwas loswerden muss, bevor er geht. Immer gilt dieses: Moment mal! Leise wie ein Elektroauto – deshalb leicht zu überhören.
Warum tu ich mich so schwer damit, in den Moment zu gehen, mich selber und die Menschen, mit denen ich lebe so wichtig zu nehmen und tatsächlich bei uns anzukommen? Manchmal habe ich einfach Angst davor. Was da alles hochkommt, unerledigte Aufgaben, nicht beigelegte Streitigkeiten, das Gefühl nicht zu genügen…
Moment mal, so könnten wir auch diese Tage nennen. Adventszeit ist Moment mal-Zeit, Zeit um bei mir und anderen anzukommen.
Wir gehen ab sofort stramm auf Heilig Abend zu, wenn wir die Geburt eines Menschen feiern, der für uns mehr sein will als ein Mensch. Seine Geburt, dieser Tag ist ein großes „Moment mal“. Das Kind kommt leise, zart, kaum hörbar. Es will uns zum Nachdenken bringen und uns gewinnen einzuhalten, nicht nur durchzuhalten. Es wirbt darum, loszulassen und nicht in Pflichten und Routinen zu erstarren. Wir dürfen tatsächlich leben und müssen nicht im Gefühl verharren „gelebt zu werden“.
Moment mal, das ist die Einladung in den Augenblick. Und dann: die Tore weit und die Türen in der Welt hoch machen, wie es das gleichnamige Adventslied zum Klingen bringt.
Halten wir doch in diesen Tagen, die wir uns so oft hektisch machen, einfach inne und genießen die Hoffnung, die uns in der Adventszeit entgegenkommt. Ich freue mich darauf und bin dankbar für den Zupfer am Arm und diese Botschaft „Moment mal“. Leise, kaum hörbar. Kann aber Leben retten.


Tobias Frick / fundus-medien.de