Wie sind Sie denn heute morgen geweckt worden? Durch den Wecker, mit Musik, oder vielleicht sogar durch einen sanften Kuss?
Der Heilige Franziskus hatte einen ganz ungewöhnlichen Wecker. Als er sich einmal in eine Einsiedelei zurückzog, freundete sich ein Falke mit ihm an. Mit einem lauten Ruf rief der Vogel jede Nacht und weckte so Franziskus verlässlich zum Gebet. Als Franziskus einmal schwer krank wurde, verzichtete der Falke jedoch auf den nächtlichen Weckruf und kündigte mit seiner Stimme erst wieder den neuen Morgen an.
Eine originelle Weise, von einem Falken geweckt zu werden. Doch die Legende enthält noch ein zweites Thema. Als Franziskus einmal krank war, ließ der Falke ihn auch mal länger schlafen. Der Falke machte also eine Ausnahme. Haben Sie in Ihrem Leben schon erlebt, dass Ihretwegen jemand eine Ausnahme gemacht hat?
Als Schüler haben wir ziemlich empfindlich auf Ausnahmen reagiert. In unseren Augen war das ungerecht. Für uns stand die gleiche Behandlung an oberster Stelle. Dass es noch andere Kriterien für eine Entscheidung geben könnte, haben wir damals noch nicht eingesehen.
In der Bibel wird erzählt, wie ein Mann mit einer verdorrten Hand zu Jesus kommt. Es ist Sabbat. Am Sabbat darf nicht geheilt werden, so verbietet es das jüdische Gesetz. Jesus achtet das Gesetz. Und doch macht er hier eine Ausnahme und heilt den Mann.
Die Schriftgelehrten sind empört. Sie fassen den Beschluss, Jesus umzubringen. Wer eine Ausnahme macht und damit die Gnade über das Recht setzt, macht sich angreifbar. Das hat Jesus damals erleben müssen und seitdem auch viele andere.
Aber genau dies ist ein Zeichen der Wertschätzung: Für dich mache ich eine Ausnahme. Gnade stellt das konkrete Leben eines Menschen und die Liebe zu ihm über das allgemeine und einforderbare Recht.
Wenn ich der Mann mit der gelähmten Hand wäre, ich wäre stolz und froh – zum einen, weil ich gesund geworden bin, aber auch weil Jesus wegen mir eine Ausnahme gemacht hat. So viel bin ich ihm wert.