„Das Glück kommt zu dem, der warten kann“ – so sagt man. Aber stimmt das wirklich immer?
Für mich bedeutet zu warten erst einmal geduldig zu sein. Ich stehe irgendwo an und es dauert. Oder ich freue mich auf ein schönes Ereignis – und es dauert einfach viel zu lange, bis es endlich eintritt. Es kann also ganz schön anstrengend sein, geduldig zu warten, manchmal auch frustrierend.
Dabei würde es mir helfen, wenn ich Geduld als richtiges Warten verstehen könnte. Zum Beispiel, etwas mit Überlegung zu tun, abzuwarten, anstatt gleich auf eine Lösung zu
zu rennen. Diese Art des Wartens kleidet sich meistens in den Rat, erstmal eine Nacht über etwas zu schlafen, bevor man eine Entscheidung trifft. Wer so warten kann, der entscheidet nicht aus dem Impuls heraus, sondern handelt mit klarem Kopf.
Auch in der Bibel begegnet uns das Warten immer wieder. Abraham und seine Frau Sara mussten bis ins hohe Alter warten, bis Sara schwanger wurde. Oder auch im Kirchenjahr: Der Advent, die Fastenzeit, die Karwoche – alles Zeiten, in denen Menschen sich zurücknehmen, innehalten, sich vorbereiten. Warten heißt dann auch: in sich hineinhören, zu sich selbst kommen.
Wenn ich an einzelne Ereignisse in meinem Leben denke, wird mir klar: Geduld zahlt sich oft aus. Wer lange auf den Führerschein gewartet hat, weiß, wie groß die Freude ist, wenn es endlich so weit ist. Manches kommt mit der Zeit – aber eben nicht alles.
Für vieles im Leben muss man sich anstrengen, sich Mühe geben, sich richtig reinhängen. Einfaches Abwarten reicht da nicht. Niemand wird einen Schulabschluss durch Abwarten erwerben, niemand eine Berufsausbildung einfach erwarten können.
„Das Glück kommt zu dem der warten kann“ - es stimmt also nur von Fall zu Fall und manchmal eben auch nicht. Ich selbst habe es in der Hand, ob aus meinem geduldigen Warten ein erfolgreiches Warten wird.