01.11
2025
06:50
Uhr

Kardinal Newman

Von der Bedeutung der Veränderung

Ein Beitrag von Michael Lohausen

In der katholischen Kirche findet heute ein besonderes Ereignis statt. John Henry Newman wird zum Kirchenlehrer erklärt. Das ist eine Auszeichnung, die nur wenigen Heiligen zuteilwird. Nämlich Menschen, die mit ihrem Denken die Kirche über Jahrhunderte hinweg geprägt haben.

Newman wurde 1801 in London geboren und wuchs als anglikanischer Christ auf. Er wurde Pfarrer in der Kirche von England und nahm eine Tätigkeit an der Universität Oxford auf. Mit 44 Jahren, nach einer intensiven inneren Auseinandersetzung, konvertierte er zum Katholizismus. Das war für ihn ein Wendepunkt. Es war ihm klar, dass sich sein Leben dadurch von Grund auf verändern würde. Es fiel ihm mit Sicherheit sehr schwer, den Gedanken zuzulassen, dass er Freundschaften aufs Spiel setzen, seinen Ruf beschädigen und seine akademische Stellung verlieren würde. Trotzdem. Er fing noch einmal neu an. Er wurde Priester, später Kardinal, und starb 1890 in Birmingham. 2019 wurde er heiliggesprochen.

Was macht Newman so besonders? Für mich ist es seine Haltung zu Veränderung und Wachstum. Newman sagte einmal: „Leben heißt sich verändern, und perfekt sein heißt, sich oft verändert zu haben.“

In einer Zeit, in der wir oft nach Sicherheit suchen, sagt Newman: Veränderung ist nicht das Problem – Veränderung, das ist das Leben. Wer aufhört, sich zu verändern, hört auf sich zu entwickeln. Das bedeutet nicht, dass wir beliebig unsere Meinung ändern sollen. Aber es bedeutet, dass wir neugierig bleiben und bereit sein können, unsere Überzeugungen zu hinterfragen, wenn wir neue Erfahrungen machen.

Newman hat das vorgelebt. Er hatte die innere Stärke, den Weg zu gehen, den er als richtig erkannt hat – auch wenn er dafür viel hinter sich lassen musste. Seine Biographie zeigt: Wer ehrlich sucht, muss manchmal umdenken.

Ich finde das ermutigend. Es nimmt den Druck, immer Recht behalten zu müssen. Es lädt uns ein, lebendige Menschen zu sein, die aus ihren Erfahrungen lernen und sich trauen, heute klüger zu sein als gestern.