30.10
2025
06:50
Uhr

Licht und Dunkel

Zeichen der Hoffnung

Ein Beitrag von Michael Lohausen

„Das Volk, das im Dunkeln lebt, sieht ein helles Licht.“ Dieser Satz aus dem Buch Jesaja in der Bibel gehört zu den Texten, die viele aus der Advents- und Weihnachtszeit kennen. Aber wenn ich ehrlich bin, verstehe ich ihn gerade jetzt besonders gut. Im Herbst.

Die Tage werden kürzer, morgens ist es dunkel, wenn wir aufstehen, abends ist die Sonne früh wieder hinter den Häusermauern verschwunden. Manchmal haben wir grauen Himmel, der die ganze Welt ein bisschen trüber wirken lässt. Das kann aufs Gemüt schlagen. Man merkt, wie die Dunkelheit nicht nur draußen ist, sondern sich auch in uns ausbreitet – als Müdigkeit, als Lustlosigkeit, als ein Gefühl von Schwere.

Zum Glück können wir etwas dagegen tun. Wir zünden Kerzen an, schalten warme Lampen ein, bringen Lichterketten im Haus an. Wir schaffen uns bewusst Helligkeit. Und dabei passiert etwas Interessantes: Das Licht verändert nicht nur den Raum um uns herum, es verändert auch etwas in uns. Wir können in der Seele heller werden. Das Licht macht uns offener, wärmer, zugewandter. Wir gehen freundlicher auf andere zu. Wir sehen die Dinge hoffnungsvoller. Plötzlich scheint die Zukunft nicht mehr ganz so farblos zu sein.

Die Bibel weiß um diese Kraft des Lichts. Es gibt unzählige Stellen, an denen vom Licht als Symbol für Gott, für Hoffnung, für Leben die Rede ist. Und dann der Satz: „Ihr seid das Licht der Welt.“ Das heißt: Wir können Licht sein für andere. Wir können hell machen, wo es dunkel ist.

In der katholischen Tradition gibt es den schönen Brauch, an Allerheiligen und Allerseelen – also jetzt am Wochenende - auf den Friedhöfen Lichter anzuzünden. Tausend kleine Flammen leuchten dann in der Dunkelheit – ein Zeichen der Hoffnung, dass es ein Licht gibt, das stärker ist als die Dunkelheit des Todes.

Vielleicht können wir davon etwas mitnehmen in diese dunkler werdende Jahreszeit: Dass wir das Licht nicht nur als Beleuchtung brauchen, sondern auch als Orientierung. Dass es uns hilft, das Gute zu sehen, was vor uns liegt. Und dass wir selbst ein bisschen Licht sein können – für uns und für die Menschen um uns herum.